Thursday, August 10, 2023

Tag 15: Eine Panne kurz vor Schluss

Chemicals

Heute war die vorletzte Etappe an der Reihe, es ging von El Cuervo ungefähr 75 km nach Benalup-Casas Viejas. Das Wetter war sonniger als gestern, aber auch nicht ganz wolkenlos, was in höheren Temperaturen aber niedrigerer Luftfeuchtigkeit resultierte. Das Gelände war hügeliger als zuvor, aber in einem durchaus erträglichen Ausmaß.

Die Strecke folgte zunächst der Autobahn nach Süden, eine Seitenstraße wandte sich immer an der Schnellstraße entlang. Nach kurzer Zeit erreichte ich Jerez de la Frontera, von wo aus es nach Südosten weiterging. Kurz vor Medina-Sidonia, wo sich der geplante Weg von der Autobahn abspaltete, waren kleinere Berge erkennbar. Auf einem Recht steilen Gipfel sah ich sogar eine alte Burgruine (das Castillo de Berroquejo um genau zu sein). Ich machte ein paar Fotos, setzte mich zurück auf den Sattel und stellte schnell ein Problem fest.

Ich hatte einen platten Reifen. Suboptimal, aber heute hatte ich (im Gegensatz zu morgen, später mehr dazu) die Zeit, mich darum zu kümmern. Dummerweise war es der Hinterreifen, was mit erheblich mehr Aufwand verbunden war als der vordere. Zum Glück war ich einen knappen Kilometer vor einer Raststätte, also schob ich bis dorthin, besorgte mir einen Snack und machte mich im Schatten ans Werk.

Ich hatte alle notwendigen Werkzeuge (diesmal sogan inklusive einer funktionierenden Pumpe), einen Ersatzschlauch und YouTube-Tutorials zur Verfügung, somit war das Rad schnell abmontiert und der Schlauch raus. Ich inspizierte den Schlauch und fand schnell das Loch, ein Riss an der Seite. Das ist schlecht, ein Loch unten kann durch einen Stachel oder ähnliches verursacht werden, ein Loch an der Seite deutet auf Schaden am Reifen hin. Und ja, der Reifen hatte ebenfalls einen Riss an der Seite, Augenmaß einen Zentimeter. Einen Ersatzschlauch hab ich, einen Ersatzreifen nicht, aber da die ganze Situation nur noch einen Tag halten muss, versuchte ich es mit Panzertape von innen zusammenzuhalten. Ich legte den Ersatzschlauch ein... Und stellte fest dass dieser zu groß war. Mein altes Fahrrad hatte breitere Ventile, somit waren alle Schläuche verwendbar. Ich Schlaumeier hatte mir daraus den Schluss gezogen, dass alle Ventile gleich genormt sind, aber so kann man sich irren. Nun hatte ich leider keine andere Wahl, als den nächsten Fahrradladen ausfindig zu machen (in Medina-Sidonia, praktisch der letzten vor Gibraltar) und mich mit einem Taxi die 7 verbleibenden Kilometer dorthin bringen zu lassen.

Einmal angekommen wurde mir schnell geholfen, der Reifen etwas professioneller geflickt und der Schlauch getauscht. Der Ersatzschlauch war defekt. Der nächste auch. Langsam gingen dem Fahrradladen die Schläuche aus und ich wurde doch ein kleines bisschen nervös. Der Verkäufer gab mir aber schließlich einen von seinen eigenen Schläuchen, damit funktionierte es zum Glück. 

Mit über zweieinhalb Stunden Verzug konnte ich die Reise fortsetzen. Das Problem hierbei ist nur, dass die Temperaturen ab 15 Uhr ziemlich anstrengend sind, und ich nun noch über 20 km zu fahren hatte. Medina-Sidonia war praktisch auf einem Berg, der Fahrradladen war auf der Nordseite, also musste ich erst einmal schieben und schwitzen. Dafür gab es dann eine schöne Aussicht und eine echt spaßige Abfahrt. Der Rest der Strecke ging wieder durchs Land, mit einem immer näher Rückenden Gebirge am Horizont.

Ich erreichte Benalup gegen 17:30 Uhr, was gegeben der Umstände echt keine schlechte Zeit ist. Nach einer langen, kalten Dusche und einem ordentlichen Abendessen (Salat und einer Pastete) bin ich auch soweit wieder gut erholt.

Morgen geht es an die letzte Etappe, das Ziel ist Gibraltar. Die Distanz ist kürzer als heute, dafür geht es aber durch Berge in einem Nationalpark, also hügelig und wenige Möglichkeiten zum Aufstocken. Der eigentliche Haken liegt aber woanders: Ich brauche wie schon so oft zuvor einen Karton für den Rücktransport meines Fahrrads. Natürlich habe ich mir schon einen beiseite legen lassen, aber das besagte Fahrradgeschäft schließt um 16:30 Uhr und macht Samstags nicht auf. Anders gesagt, ich muss zusehen bis dahin am Ziel zu sein, sonst bin ich gezwungen mir kurzfristig sehr kreative Lösungen einfallen zu lassen. Solange keine weiteren Pannen mehr kommen, sollte das aber zeitlich locker machbar sein.




No comments:

Post a Comment