Wednesday, August 31, 2022

Tag 15: Wechselhaft

Helena Beat

Der heutige Tag startete leider ziemlich schleppend. Die Anstrengung von gestern steckte mir noch in den Knochen, und das erste Drittel der (mit 64 km eher kürzeren) Strecke ging größtenteils bergauf, wodurch ich immer wieder schieben musste. Das Plus die kalten Temperaturen in der früh sorgten für ein sehr langsames Vorankommen in den ersten Stunden, sodass ich anfing mir ein wenig Sorgen um die nächsten Tage zu machen.

Das Wetter spielte zumindest ein bisschen besser mit als gestern, der Gegenwind ließ nach und es sollte nicht regnen. Letzteres erwies sich leider als Irrtum, da ab mittags über den gesamten Nachmittag immer wieder kleine Schauer kamen, gefolgt von Sonne, gefolgt vom nächsten Schauer sobald man trocken war. 

Nichtsdestotrotz ging es zum Nachmittag hin immer schneller voran, da sich mir den essenziellen Vorteil des Radfahrens zunutze machen konnte: Jeden Hügel den man sich hochkämpft, kann man runterrollen. 

Allgemein machten sich mehr und mehr Veränderungen in der Landschaft bemerkbar. Klar, größtenteils sind es immernoch Wälder und Felder, aber jetzt sind manchmal es Wälder und Felder mit Hügeln und Felswänden. Die Tendenz wird wahrscheinlich in den nächsten Tagen weiter zunehmen.

Trotz des langsamen Starts und ungünstigen Wetters erreichte ich mein Ziel, Härnösand, um kurz vor 4. Nach einem späten Mittagessen und einem noch späteren Abendessen konnte ich mich ganz gut erholen.

Morgen geht der wahrscheinlich anstrengendste Teil der Reise los. Es geht 107 km nach Örnsköldsvik (zum Glück ist der Blog geschrieben nicht gesprochen), doch das ist erst der Anfang, da die beiden darauffolgenden Touren noch länger werden. Je nach Wetter und befinden kann es sein, dass ich zwischendurch einen Pausentag einlegen muss. Das Wetter soll trocken bleiben (hoffentlich diesmal wirklich), und die Route ist recht einfach zu finden, ich darf wieder der E4 folgen, was zumindest asphaltierte Straßen und relativ regelmäßige Raststätten verheißt.




Detective Arriving on the Scene

Tuesday, August 30, 2022

Tag 14: Graue Stadt mit Meer

Stadt ohne Meer

Ich wusste das heute bei weitem nicht so bequem werden würde wie gestern, aber huiuiui... Der Tag startete einfach genug, das Wetter war klar, wenn auch nicht warm, der Gegenwind von gestern war aber noch deutlich spürbar. 

Die 96 km Strecke führte praktisch S-förmig um die Schnellstraße Richtung Norden. Wie beim Höhenprofil angegeben war es hügelig, und relativ mittig ging es über einen "Berg" (großer Hügel, nichtsdestotrotz lange bergauf dann lange bergab). 

Für den Nachmittag war Regen gemeldet, aber mehr im Norden als im Süden, ich fuhr also praktisch in die Wolken hinein. Was die Angelegenheit etwas schwieriger machte, war dass der zentrale Teil der Strecke praktisch nur aus Feldwegen bestand. Das heißt ab dem Mittag verlangsamte sich mein vorankommen deutlich. Als dann der Regen pünktlich um 14 Uhr aufkam gab das meiner Geschwindigkeit den Rest. Matsch, Gegenwind und Nässe sorgten dafür, dass sich mein vorankommen auf ein Schneckentempo reduzierte. Der Regen zog relativ schnell vorbei, aber bis dahin war ich gut durchnässt und mein Fahrrad richtig eingesaut.

Als kurz die Sonne schien machte ich eine kleine Pause, während der einige sehr interessierte Pferde auf mich zu kamen. Da sich mein Verzug aber mehr und mehr bemerkbar machte, musste ich bald weiter. Da ich komplett in der Pampa steckte, gab es leider auch keine Imbisse jeglicher Art, sodass ich wieder von meinem Proviant leben musste. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder in der Zivilisation war, ging es erstmal durch ein ziemlich großes Industriegebiet mit einigen Baustellen. An diesem Punkt war ich aber kalt, nass und hungrig, weswegen ich mich darauf konzentrierte möglichst schnell in meine Unterkunft zu kommen, was mir auch um kurz nach 6 endlich gelang. 

Eine Dusche und ein paar trockene Klamotten später machte ich mich auf die Suche nach etwas essbarem. Direkt neben dem Hotel war ein Restaurant mit top Bewertungen, also zögerte ich nicht lange. Leider waren die Preise ausgesprochen gesalzen, aber nach einem Tag wie heute gönn ich mir das einfach mal.

Morgen geht's weiter nach Härnösand, mit 64 km eine deutliche angenehmere Fahrt, insbesondere da das Wetter in den kommenden Tagen wieder besser mitspielen soll. Nach Härnösand wird es aber ans Eingemachte gehen, die 3 darauf folgenden Touren sind alle 100+ km lang.




Torvus Bog

Monday, August 29, 2022

Tag 13: Etwas Meer

Ruler of Everything

Der heutige Tag startete deutlich sonniger als gestern. Bedauerlicherweise waren die Temperaturen weiterhin niedrig und es wehte weiter ein kräftiger Gegenwind, sodass ich mich trotzdem wieder etwas dicker einpacken musste.

Die Strecke selbst war wie geplant mit 56 km ausgesprochen kurz, aber die hügelige Gegend und insbesondere der Gegenwind verlangsamten mein vorankommen deutlich. Zwischenzeitlich dachte ich sogar, dass eventuell etwas mit meinem Fahrrad nicht stimmt, bis ich bei einer Pause einen anderen Fahrer (ohne Gepäck) sah, der gefühlt auch nur in Zeitlupe voran kam.

Allgemein war die Route diesmal mit die menschenleerste bisher. Es waren Parallelstraßen zur Bundesstraße von gestern, daher gab es gefühlt keinen Verkehr. Jetzt wo ich drüber nachdenke fällt mir auf, dass ich auch kaum noch andere Radwander sehe. Heute kam mir ein Zweierpaar entgegen, das war's schon. In den südlicheren Gegenden gab es da deutlich mehr, wobei es immer nur Gegenverkehr war. Vielleicht bewege ich mich diesmal in einer universellen Radwanderer Geschwindigkeit, aber erfahrungsgemäß bin ich vom Tempo her eher unterm Schnitt. Wenn mich also keiner überholt, heißt das also dass ich womöglich diese Saison das Schlusslicht Richtung Norden bin?

So oder so erreichte ich mein Ziel, Hudiksvall, am früheren Nachmittag. Die extra Zeit konnte ich nutzen, um ein wenig Kraft zu tanken sowie Mal wieder meine (nur ganz leicht durchgeschwitzten) Klamotten zu waschen.

Morgen geht's weiter nach Sundsvall, 96 km. Es wird wohl wieder hügelig mit Gegenwind, und zum Nachmittag ist Regen angesagt. Zumindest starte ich ausgeruht in die Tour.





Only One Fight

Sunday, August 28, 2022

Tag 12: Ziemlich Kalt

Drift

Bevor ich die kurze Geschichte von heute erzähle, erstmal ein Epilog zu gestern. Als ich bereits im Bett lag ging der Feueralarm los. Ich schnappte mein Portemonnaie und meinen Rucksack (und meine Hose) und ging mit den anderen Hotelgästen nach draußen. So standen wir dann um halb 11 im Regen, bis die Feuerwehr anrückte. Das Problem entpuppte sich zum Glück als klein, offenbar hat einer der Gäste versucht zu kochen und etwas ordentlich anbrennen lassen. Das hat die Rauchmelder ausgelöst, und nun waren wir draußen. Die Feuerwehr kam mit 2 Löschfahrzeugen und einem Kleinbus, aber da es kein Feuer gab, bestand die Arbeit nur darin herauszufinden wie der Alarm ausgeht. Nach gut 10 Minuten war dieses Problem auch gelöst und ich konnte meinen etwas verkürzten) Schlaf anbrechen.

Das Wetter war heute mehr oder weniger auf meiner Seite. Einerseits hat der Regen aufgehört bevor ich losfuhr, andererseits ist die Temperatur deutlich gefallen (14 Grad, wo es vor wenigen Tagen noch 25 waren), was durch einen ordentlichen Gegenwind noch weiter verschärft wurde. Da ich mit leichteren Klamotten gestartet bin, musste ich mich unterwegs etwas dicker einpacken, war aber bis dahin schon gut durchgefroren worden. Das Wetter blieb bis zu meiner Ankunft bedeckt, aber trocken, erst zum Abend klärte es sich merklich auf.

Die Strecke folgte nach kurzer Zeit wieder stur der Bundesstraße E4. Der Seitenstreifen war diesmal leider nicht existent, und einige Fahrer hupten mich zur Krönung auch noch an. Kurz vorm Ziel machte ich einen kleinen Umweg, einfach um von der Straße herunterzukommen.

Grundsätzlich müsste ich in den kommenden Tagen weiter der E4 folgen, da sie bis kurz vor der finnischen Grenze genau in die richtige Richtung führt. Aber da die nächsten paar Kilometer als Autobahn zählen, muss ich auf Seitenstraßen ausweichen, wofür ich nicht undankbar bin.

Die nächsten Tage soll es trocken bleiben, die Temperaturen über 20 Grad sind aber höchstwahrscheinlich vorbei. Morgen gibt es wieder eine Minitour, danach folgen aber wieder mehrere längere Etappen.




Drifting

Saturday, August 27, 2022

Tag 11: Doch kein Regen

Momentary Bliss

Der heutige Tag startete in einem leicht unterkühlten Waggon. Direkt nach dem Aufstehen fing es draußen an Recht heftig zu schütten, aber da die Tour heute eher kürzer abgesetzt war konnte ich es mir leisten etwas später loszufahren.

Der Regen ließ schnell nach, sodass ich trotzdem ohne größere Verspätung los konnte. Ich hatte vorher Zeit zu ergoogeln, dass es sich dabei um die Reste des angekündigten Unwetters handelte, das Gewitter war also abgesagt. 

Somit fuhr ich heute bei einem bedeckten, aber stetig aufhellen den Himmel. Landschaftlich hat sich wenig geändert, der Tag fand immernoch fast komplett im Wald statt. Die Straßenführung war aber interessant. Im Gegensatz zu den letzten Tagen war die Route praktisch gut 50 km geradeaus auf einer Bundesstraße, deutlich direkter als bisher auf dieser Reise. Die Konstruktion dieser Straße änderte sich doch, anfangs zweispurig mit Leitplanke in der Mitte, gegen Ende nur noch eine einfache Landstraße. Man merkt dass ich mich von Stockholm weg bewege. Dank niedriger Verkehrsdichte war es aber alles in allem eine bequeme Fahrt.

Kurz vor Gävle fingen die baulich getrennten Radwege wieder an, also vielleicht habe ich dich Glück und kann die nächsten Tage etwas sicherer Fahren, zumindest solange ich am Meer bleibe. Allgemein werde ich ab sofort eine gute Woche lang stetig die Küste hochradeln, praktisch bis zur Grenze zu Finnland.

Ich erreichte meine Unterkunft bereits um 15 Uhr, das heißt heute konnte ich mich erneut etwas länger ausruhen. Zwar fing es an zu regnen als ich abendessen gehen wollte (sodass ich das erste Mal meine Regenjacke hervorkramen musste), dies hielt aber glücklicherweise nicht lange an. Nach aktuellem Stand soll es morgen Vormittag regnen, nachmittags aber nicht mehr. Vielleicht habe ich ja nochmal Glück und der Wetterbericht irrt sich wieder.




I Turn My Camera On

Friday, August 26, 2022

Tag 10: Kurz und fast schmerzlos


Heute war ein recht einfach Tag. Die Tour ging von Västerås direkt nach Norden, bis zu dem kleinen Örtchen Tärnsjö. 

Die 80 km gingen Dank flachem Gelände und angenehmem Wetter recht schnell vorbei. Meinem Magen geht es auch wieder besser, ganz auf 100 Prozent bin ich aber noch nicht, daher habe ich heute etwas öfter als sonst Rasten müssen.
Ich merkte beim Fahren ziemlich schnell, dass ich von der Standardroute Richtung Kopenhagen oder Uppsala abgewichen war, denn von Fahrradwegen war hier leider kaum eine Spur. Stattdessen ging es größtenteils auf Bundesstraßen (teilweise mehrspurig) durch Wälder und Felder. Wie schonmal erwähnt, sowas bin ich durchaus gewohnt, aber die bisherige Zeit in Dänemark und Schweden hat meine Ansprüche etwas hochgeschraubt. 
Am Nachmittag kam ich an meiner Unterkunft an, ein BnB in einem stillgelegten Zug mit Dampflok. Etwas urig, aber definitiv einzigartig.
In den kommenden Tagen geht es die Ostseeküste hoch, dort sollte hoffentlich etwas mehr Infrastruktur für Fahrräder da sein, aber so konnte ich mich zumindest auf das letzte Drittel der Reise vorbereiten, im hohen Norden rechne ich nicht mit Fahrradwegen.

A propos letztes Drittel der Reise. Ich bin noch dabei meine Rückfahrt zu organisieren (schwer etwas zu buchen wenn man selbst noch nicht weiß wann man da ist). Der vorläufige Plan wäre, in einem Ort namens Alta einen Flieger zu nehmen. Hierzu müsste ich mein Fahrrad nur vorher artgerecht verpacken. Bei meinen bisherigen Reisezielen war es kein Problem, dafür einen Karton kurzfristig aufzutreiben, aber in Alta könnte es schwierig werden. Ich hatte heute Zeit, bei einem dortigen Fahrradhändler anzurufen, und die schmeißen Kartons mangels Lagerplatz sofort weg, ergo müsste ich genau eine Lieferung abpassen... Schwierig, ohne das finale Timing zu kennen. Zum Glück hab ich noch ein paar Wochen, mir was einfallen zu lassen.

Dummerweise hat der Overnightzug heute kein WiFi, ergo habe ich nicht die Bandbreite mein tägliches Video hochzuladen. Zukunftsfio wird sich aber morgen darum kümmern. Edit: Kein Thema, Vergangenheitsfio.

Morgen geht's weiter zur Küste, Gävle ist das Ziel. Die Strecke wird zwar kurz, aber es soll leider gewittern. Fingers crossed dass ich nicht zu klatschnass werde.



Bankruptcy Blues

Thursday, August 25, 2022

Tag 9: Der Sonne entgegen

Blue Skies and a Battle

Der heutige Tag startete leider mit einem leichten Handicap. Ich habe wohl in den letzten Tagn irgendwas falsches gegesse. Seit gestern Abend macht mir mein Magen leider Probleme, und auch wenn es heute besser wurde, so war meine Geschwindigkeit doch deutlich reduziert.

Das Ziel heute war Västerås (ausgesprochen wie Westeros), mit 96 km zwar wieder kürzer als gestern, dennoch eine ordentliche Distanz. Das Wetter hat zum Glück ähnlich wir gestern gut mitgespielt, also sonnig, fast kein Wind und Temperaturen um die 25 Grad. Die Strecke selbst war glücklicherweise auch größtenteils flach, sodass ich trotz meines Handicaps gut voran kam. 

Allgemein ging es heute praktisch strikt gen Osten, in die Richtung von Stockholm. Die direkteren Routen waren dementsprechend alle Autobahnen, das heißt ich musste auf kleinere Landstraßen ausweichen. Seen gab es auf diesem Weg leider nicht so viele, dafür aber wieder viele Felder, von denen einige vor meinen Augen gemäht wurden. Zusätzlich sah ich auch mehrmals militärisches Gerät als ich unterwegs war, ich kann mir leider denken wieso.

In Västerås angekommen nutzte ich erstmal die Hoteleigene kleinen Sauna, da ich inzwischen doch immer mehr die Beanspruchung meiner Beine spüren kann. Danach wollte ich in der Stadt (auf Empfehlung der Rezeption) Köttbullar essen gehen, aber die Küche des Restaurants hatte schon kurz nach 8 geschlossen... Direkt um die Ecke fand jedoch ein Street Food Festival statt, sodass ich doch noch lecker essen konnte. Um meinen Magen zu schonen verzichtete ich schweren Herzens auf Nachtisch, heute keine Donuts, Churros oder Eisbecher für mich.

Morgen fahre ich nicht weiter nach Stockholm sondern biege scharf nach Norden ab. Ganz zur Ostseeküste schaffe ich es aber noch nicht. Fürs Wochenende wurde schlechtes Wetter gemeldet, daher sind die nächsten Tagesziele etwas kürzer gesteckt.




GOT Main Title

Wednesday, August 24, 2022

Tag 8: Viele kleine Seen

Thank You MK

Der heutige Tag war dankbarerweise recht straightforward, das Ziel war Örebro, 106 km entfernt.

Die Route selbst führte praktisch direkt nach Norden, und folgte größtenteils einer Landstraße, die sich zuerst zwischen ein paar kleineren Seen und dann ein paar kleineren Ortschaften durchschlängelte.

Das Wetter war heute durchgehend angenehm sonnig, Temperaturen bei ca 24 Grad und kaum Wind. Die Hügeligkeit hielt sich auch in relativ erträglichen Grenzen. Bei diesen Bedingungen schaffte ich es auch trotz eines zwischenzeitlich etwas bummeligen Tempos zeitig ans Ziel. 

Das letzte Stück vor und durch Örebro war etwas industrieller, es verschlug mich unter anderem auch zu einem Ikea.

Ich befinde mich inzwischen ungefähr auf der Höhe von Stockholm, morgen geht's auch scharf nach Osten Richtung Västerås. In den Tagen danach biege ich dann nach Nordosten ab, so dass ich hinter Uppsala an die Ostsee stoßen sollte. 




Wii Shop Theme

Tuesday, August 23, 2022

Tag 7: Wasserweg?

Once in a Lifetime

Heute ging es von Jönköping weiter nach Motala, mit 112 km wieder eine ähnlich lange Strecke wie gestern. Die Route führt prinzipiell an der Ostküste des Vättern hoch, aber ganz so einfach war es natürlich nicht.

Direkt am See entlang führt nur eine Autobahn, als Radfahrer muss man etwas weiter von der Küste weg. Ergo weniger schöne Aussichten und deutlich steilere Anstiege. Insbesondere am Anfang ging es direkt sehr hügelig los, was dadurch erschwert wurde, dass mir die gestrige Etappe noch in den Knochen steckte. 

Zudem hab ich mich leider beim Wetter verschätzt. Es ging Recht frisch los, sollte aber im Laufe des Tages aufklären. Praktisch heißt das, dass ich die ganze Zeit unter grauem Himmel auf recht dunkle Wolken zufuhr, während am Horizont hinter mir die Sonne rauskam, mich aber erst kurz vorm Ziel erreichte. Dummerweise war ich für einen sonnigeren Tag gekleidet, das heißt der Vormittag war etwas frischer als geplant.

Bei einem kurzen Stopp konnte ich das quietschen beseitigen, indem ich gefühlt jedes bewegliche Teil am Hinterrad nachgeölt habe. Das Öl in meinem Notfallkoffer war tatsächlich noch aus Amerika, Albuquerque wenn ich mich nicht irre. Es tat seinen Job auch nach 8 Jahren Ruhe.

Der Nachmittag zeichnete sich wieder durch kleine Ortschaften und gemähte Felder aus. Auch heute habe ich leider mein Mittagessen erst sehr spät zu mir nehmen können, da die kleinen Kaffee meist keine Schnellrestaurants hatten und die Tankstellen hier häufig komplett automatisch laufen, also ohne Kiosk.

Bei der Ankunft in Motala holte mich die Sonne zum Glück endlich ein, meine Unterkunft ist eine (überraschend günstige) urige Ferienwohnung direkt an einem kleinen Wasserweg.

Morgen geht's weiter nach Örebro, mit 106 km ein kleines bisschen kürzer als heute, und laut Wetterbericht diesmal wirklich sonniger.




Heinerklingle

Monday, August 22, 2022

Tag 6: Abwechslungsreich

最後の夏が終わる前に

Heute war ein längerer Tag, die Strecke war mit 116 km ein neuer Rekord für diese Reise, aber der Weg war zum Glück recht flach und äußerst abwechslungsreich.

Der erste Teil war erwartungsgemäß eher urban, aber nach kurzer Zeit war ich aus den Städten heraus und sah auf beiden Seiten des Weges immer mal wieder Seen hinter dem Gebüsch. Es gab tatsächlich einen ausgebauten und ausgeschilderten Radweg, sodass ich nicht den Straßen folgen musste.
Selbst in den ländlichen Regionen sieht man aber immer wieder einzelne Häuser, meistens mit eigenem Hof. So begegnete ich auch einem neugierigen Pferd, aber es wollte nur schnuppern, nicht gestreichelt werden. Mit etwas gerupftem Gras ließ es sich aber bestechen.

Nach Värnamo führte der Weg parallel zwischen einer Autobahn und Eisenbahnschienen, was zugegebenermaßen etwas weniger idyllisch war. Nach kurzer Zeit ging es jedoch direkt in den Wald. Bedauerlicherweise fing mein Fahrrad hier an zu quietschen. Es scheint irgendwo am Sattel zu sein, aber ich konnte die betreffende Stelle noch nicht nachölen. Der Fahrradweg war immernoch ausgeschildert, aber nicht mehr ausgebaut, das heißt ich fuhr längere Zeit über Feldwege. Zum Glück sah ich Fahrradspuren im Boden vor mir, sonst hätte ich mich ernsthaft gefragt ob ich hier richtig bin. Auch wenn die etwas verwildertem Wege meine Geschwindigkeit reduzierten, so war die Ruhe doch sehr angenehm. Urplötzlich war es vorbei mit dem Wald, und ich fand mich mitten in einem Industriegebiet wieder. Überall riesige Lagerhallen. 

Wenig später kam ich in Jönköping an. Es war schnell klar dass hier gerade irgendeine Art von Festival stattfindet. Wenn ich es richtig verstanden habe, feiern die Studierenden den Anfang ihres Studiums. Die Feier ging heute los und dauert 2 Wochen (?!). 

Ich bin alt und zum Feiern aktuell zu kaputt, also gönnte ich mir lediglich etwas Fish & Chips und ruhte mich aus. Morgen stehen wieder 112 km an. Weniger als heute, aber leider nicht viel.




Unfolding

Sunday, August 21, 2022

Tag 5: Wald und Wasser

Millick Meadows

Der heutige Tag startete wieder mit einem eher baconlastigen Frühstück. Dies war aber echt zu meinen Gunsten, da ich mein Mittagessen erst mit deutlicher Verspätung am Zielort zu mir nehmen konnte.

Die Fahrt selbst verlief diesmal glücklicherweise ohne nennenswerte Events. Landschaftlich haben aber endlich Wälder, Flüsse und Seen die endlosen Kornfelder der letzten Tage abgelöst. Ich hab schon angefangen Flashbacks zu meiner Zeit im Cornbelt zu kriegen.

Zunächst ging es nach Nordwesten Richtung Markaryd, danach ein einem Fluss entlang nach Nordosten bis nach Ljungby. Das Wetter war angenehm, leicht bewölkt mit einer schwachen Brise, sodass die 80 km recht schnell vorbeigingen. Einziges Manko war, dass ich ab 12 Ausschau nach etwas essbarem hielt, aber bis 15 Uhr nichts fand. Zum Glück hab ich immer Proviant dabei, aber das ersetzt eine warme Mahlzeit nur bedingt.

In Ljungby angekommen fand ich meine Unterkunft schnell und nutzte die Gelegenheit, noch kurz Proviant nachzukaufen. Die Geschäfte haben praktischerweise Sonntags meist bis 18 Uhr geöffnet. Das Abendessen war jedoch ein anderes Problem. Ich weiß nicht ob hier Sonntags einfach bei Restaurants Ruhetag ist, oder ob es mit den Resten eines Festes zusammenhängt, was heute abgebaut wurde, aber sämtliche Restaurants hatten geschlossenen, selbst eine Franchise wie Subway. Ergo war mein Abendessen heute Burger King. Nicht gerade typisch schwedische Küche, aber satt bin ich geworden. Morgen geht es weiter nach Jönköping, mit 116 km die bisher längste Etappe dieser Reise.





Doubt

Saturday, August 20, 2022

Tag 4: Don't Hässle the Holm

からっぽの空

Der heutige Tag startete mit einem sehr ausgiebigen Frühstücksbuffet. Selbstbedienung bei Bacon testet meine Selbstkontrolle jedes Mal aufs äußerste, aber zumindest waren die Batterien beim Aufbruch voll geladen. Nach den Ereignissen von gestern hatte ich auch nichts dagegen, zügig aus Malmö aufzubrechen.

Die Strecke führte erst quer durch Malmö, dann über Lund und Hoor nach Hässleholm. Mit 100km war die Distanz diesmal wieder etwas höher, aber inzwischen bin ich (hoffentlich) wieder soweit im Training, als dass dies ab jetzt häufiger machbar sein wird.
Das Wetter war anfangs sehr bedeckt, klärte aber zum Glück im Laufe des Tages immer weiter auf, die Temperaturen waren durchgehend erträglich. Lediglich ein konstanter, leichter Gegenwind erschwerten dem Tag ein bisschen.

Ansonsten gab es ein paar Kontraste zu den letzten Tagen. Vorneweg befinde ich mich ab sofort (fast) dauerhaft auf dem Festland, keine Überquerungen per Schiff oder Bahn mehr. Das Fahrradnetzwerk ist in Schweden aber definitiv etwas weniger ausgebaut als in Dänemark. Eine richtige Kritik ist das aber nicht, Dänemark hat das beste Radnetz der Welt (inzwischen bin ich wahrscheinlich sogar qualifiziert, das ernsthaft zu bewerten). Baulich getrennte, geteerte, ausgeschilderte Radwege mit eigenen Ampeln? Yes please. Es ist in Schweden sogar recht ähnlich, solange man in den Städten bleibt. Auf dem Land sind es meist wieder Landstraßen oder Seitenstreifen von Bundesstraßen, aber das bin ich gar nicht anders gewöhnt. Ich gehe davon aus, dass sich dies spätestens nördlich von Stockholm weiter verschärft, aber ich lasse mich gern positiv überraschen. Immerhin sind die schwedischen Autofahrer bisher echt aufmerksam.
Ich habe zugegebenermaßen nicht so früh mit der Art von Schild gerechnet, aber okay.

Es kam gestern nicht so raus, aber es gab einen Währungswechsel an der Grenze. Ab jetzt zahle ich in Schwedischen Kronen, aber der Wechselkurs ist relativ einfach (eine Krone entspricht ungefähr 10 Cent).


Das Event des Tages war wohl, dass ich in eine Art Radrennen geraten bin. Ausgeschilderte Routen und abgesperrte Straßen sind immer gern gesehen. Manchmal musste ich aber auf andere Wege ausweichen, während das Personal versucht hat mich auf die "richtige" Straße zu lotsen. Die Teilnehmer die ich gesehen habe waren mit Rennrädern unterwegs, aber zu meiner Überraschung konnte ich ein paar überholen. Okay, zwar während sie Pausen gemacht haben, aber nichtsdestotrotz wäre ich immerhin nicht letzter geworden.

In Hässleholm selbst ging es dann schnell ins Hotel samt dazugehöriger Mini-Sauna, dann noch Abendessen im dazugehörigen Restaurant.

Morgen werden es wieder 80 km, danach kommen aber zwei längere Etappen direkt hintereinander.

Friday, August 19, 2022

Tag 3: Schreck

Der heutige Tag hätte eigentlich einfach werden sollen. Im Grunde genommen war er es auch, aber jüngste Ereignisse hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack. Es ging von Ringsted nach Malmö, da hier (nun zum dritten Mal in Folge) ein Gewässer im Weg war, hieß das, dass ich erst nach Kopenhagen musste, um dort per Zug über die Öresundbrücke zu kommen.

 Der Distanz nach Kopenhagen betrug ungefähr 60 km, was wieder kürzer war als gestern, geschweige denn Mittwoch. Die Herausforderung war eher, dass ab Mittags ein größeres Gewitter in Kopenhagen ankommen sollte, ergo war ein wenig Eile geboten. Da dass BnB kein Frühstück anbot (also ist es kein BnB, sondern ein B, richtig?) ging der Aufbruch vergleichsweise schnell.

 Die Temperaturen waren mild, das Wetter bedeckt aber relativ windstill. Die Gegend wurde erneut hügeliger, und ich war schnell in den Vororten von Kopenhagen angekommen, was der hinteren Hälfte der Strecke eine urbanere Athmosphäre gab.

 In Kopenhagen sah ich Schnellrestaurants aus allen Ecken der Weltgeschichte, und es dauerte nicht lange bis ich fand was ich suchte: Ramen! Sie waren okay, kein Vergleich zum japanischen Original, aber trotzdem eine nette Abwechslung. Danach ging es direkt weiter zum Bahnhof, ich weiß, ich bin ein furchtbarer Tourist.


 

Die Buchung des Zuges verlief problemlos, und ich fand mich schnell auf der anderen Seite der Öresundbrücke. Hier fing es nun prompt an zu regnen, aber das war kein Problem, da mein Hotel direkt an der ersten Haltestelle nach der Brücke lag. Nicht im Zentrum von Malmö sondern etwas südlicher, offenbar ist hier ein Sportstadium und eine Einkaufsmeile, aber das es außerhalb liegt waren die Preise für eine Übernachtung deutlich akzeptabler. Ich kam gegen 14 Uhr an und rechnete mit einem entspannten Tag. Dank der Ramen hatte ich noch kein Hunger, wollte aber später zum Abendessen ins Einkaufszentrum gegenüber in den Food Court. Nachdem ich mein Video geschnitten und hochgeladen hatte, legte ich mich erstmal für ein Nickerchen hin. 


Gegen 6 wollte ich raus, Proviant einkaufen und im Anschluss abendessen. Ich kam nicht umher zu bemerken, dass die Lobby voller Leute war, und sah einen Polizeiwagen an der nächsten Kreuzung. Wahrscheinlich ist irgendein Spiel im Stadion dachte ich. Sobald ich raustrat wurde aber schnell klar, dass etwas ernsteres passiert war. Die gesamte Straße war voller Noteinsatzkräfte, und die versammelten Passanten machten teilweise einen sehr zerrütteten Eindruck. Ich wollte per Handy googeln was los war, aber das Netz war zusammengebrochen. Ein Imbiss in der Nähe hatte offen, also holte ich mir einen Snack und ging schnell wieder ins Hotel. Katastrophentourismus ist nicht meins.


In der Rezeption erfuhr ich, was passiert war: Offenbar gab es eine Schießerei im Einkaufszentrum gegenüber. Zum Glück keine Toten, aber zwei Verletzte, der Täter war gefasst und die Situation begann sich schon zu entspannen. Den Umständen entsprechend also alles in allem glimpflich ausgegangen. Den Rest des Abends werde ich aber in meinem Zimmer verbringen.

 

 

Thursday, August 18, 2022

Tag 2: Von Insel zu Insel

雪の降る街で、あなたを待っている

Zu meinem eigenen Erstaunen startete ich ohne erwähnenswerten Muskelkater in den heutigen Tag. Vielleicht ist doch noch was von den alten Reisen hängengeblieben. Es war Regen für den Vormittag gemeldet, dieser hat sich aber beeilt und ist vorbeigezogen bevor ich gefrühstückt hatte.

Das Tagesziel für heute war Ringsted, gut 80 km entfernt. Problem war nur schon wieder, dass es nicht auf der selben Landmasse war wie mein Startpunkt. Es galt nach 30 km Landweg von Fünen nach Seeland überzusetzen. Jep, nach Neuseeland jetzt ganz Retro Seeland. Diesmal gab es im Gegensatz zu gestern aber eine Brücke. Eine Autobahnbrücke... Also musste ich in Nyborg den Zug nehmen. Dies klappte diesmal dankbarerweise ohne Probleme. Der Zug hat sogar auf mich gewartet, als ich zuerst ins falsche Fahrradabteil gestiegen bin. Ziemlicher Kontrast zur DB. Eine Station später, in Korsor, ging es wieder auf dem Fahrrad weiter. Nebenbei, der Zug fuhr durch einen Tunnel, also leider keine Meeresfotos aus dem Waggon.

In Seeland war die Landschaft ähnlich wie zuvor, vielleicht ein kleines bisschen hügeliger. Es gab aber zwischen den Feldern mehr Industriegebiete und Einkaufsmeilen, man merkt die Nähe zur Hauptstadt doch.

Ich erreichte Ringsted etwas früher als erwartet, vielleicht sollte ich mich mehr an 100 km als Tagesdistanz orientieren. Andererseits war ich gegen Ende doch sehr geschlaucht, anscheinend werde ich doch nicht jünger. Nach einer schnellen Dusche im BnB bin ich sofort eingeschlafen, die eine Stunde Ruhe war wohl notwendig.

Morgen wird es eine netto noch kürzere Etappe: Das Ziel ist Malmö, aber da die berühmte Öresundbrücke nicht für Fahrräder gestattet ist, muss ich ab Kopenhagen erneut ein kleines Stück per Bahn fahren. Planmäßig wird das aber das letzte Mal.






NLA: Night