Der heutige Tag startete leider ziemlich schleppend. Die Anstrengung von gestern
steckte mir noch in den Knochen, und das erste Drittel der (mit 64 km eher
kürzeren) Strecke ging größtenteils bergauf, wodurch ich immer wieder schieben
musste. Das Plus die kalten Temperaturen in der früh sorgten für ein sehr
langsames Vorankommen in den ersten Stunden, sodass ich anfing mir ein wenig
Sorgen um die nächsten Tage zu machen.
Das Wetter spielte zumindest ein bisschen besser mit als gestern, der
Gegenwind ließ nach und es sollte nicht regnen. Letzteres erwies sich leider
als Irrtum, da ab mittags über den gesamten Nachmittag immer wieder kleine
Schauer kamen, gefolgt von Sonne, gefolgt vom nächsten Schauer sobald man
trocken war.
Nichtsdestotrotz ging es zum Nachmittag hin immer schneller voran, da sich mir
den essenziellen Vorteil des Radfahrens zunutze machen konnte: Jeden Hügel den
man sich hochkämpft, kann man runterrollen.
Allgemein machten sich mehr und mehr Veränderungen in der Landschaft
bemerkbar. Klar, größtenteils sind es immernoch Wälder und Felder, aber jetzt
sind manchmal es Wälder und Felder mit Hügeln und Felswänden. Die Tendenz wird
wahrscheinlich in den nächsten Tagen weiter zunehmen.
Trotz des langsamen Starts und ungünstigen Wetters erreichte ich mein Ziel,
Härnösand, um kurz vor 4. Nach einem späten Mittagessen und einem noch
späteren Abendessen konnte ich mich ganz gut erholen.
Morgen geht der wahrscheinlich anstrengendste Teil der Reise los. Es geht 107
km nach Örnsköldsvik (zum Glück ist der Blog geschrieben nicht gesprochen),
doch das ist erst der Anfang, da die beiden darauffolgenden Touren noch länger
werden. Je nach Wetter und befinden kann es sein, dass ich zwischendurch einen
Pausentag einlegen muss. Das Wetter soll trocken bleiben (hoffentlich diesmal
wirklich), und die Route ist recht einfach zu finden, ich darf wieder der E4
folgen, was zumindest asphaltierte Straßen und relativ regelmäßige Raststätten
verheißt.
Ich wusste das heute bei weitem nicht so bequem werden würde wie gestern, aber
huiuiui... Der Tag startete einfach genug, das Wetter war klar, wenn auch nicht
warm, der Gegenwind von gestern war aber noch deutlich spürbar.
Die 96 km Strecke führte praktisch S-förmig um die Schnellstraße Richtung
Norden. Wie beim Höhenprofil angegeben war es hügelig, und relativ mittig ging
es über einen "Berg" (großer Hügel, nichtsdestotrotz lange bergauf dann lange
bergab).
Für den Nachmittag war Regen gemeldet, aber mehr im Norden als im Süden, ich
fuhr also praktisch in die Wolken hinein. Was die Angelegenheit etwas
schwieriger machte, war dass der zentrale Teil der Strecke praktisch nur aus
Feldwegen bestand. Das heißt ab dem Mittag verlangsamte sich mein vorankommen
deutlich. Als dann der Regen pünktlich um 14 Uhr aufkam gab das meiner
Geschwindigkeit den Rest. Matsch, Gegenwind und Nässe sorgten dafür, dass sich
mein vorankommen auf ein Schneckentempo reduzierte. Der Regen zog relativ
schnell vorbei, aber bis dahin war ich gut durchnässt und mein Fahrrad richtig
eingesaut.
Als kurz die Sonne schien machte ich eine kleine Pause, während der einige
sehr interessierte Pferde auf mich zu kamen. Da sich mein Verzug aber mehr und
mehr bemerkbar machte, musste ich bald weiter. Da ich komplett in der Pampa
steckte, gab es leider auch keine Imbisse jeglicher Art, sodass ich wieder von
meinem Proviant leben musste. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder in
der Zivilisation war, ging es erstmal durch ein ziemlich großes
Industriegebiet mit einigen Baustellen. An diesem Punkt war ich aber kalt,
nass und hungrig, weswegen ich mich darauf konzentrierte möglichst schnell in
meine Unterkunft zu kommen, was mir auch um kurz nach 6 endlich gelang.
Eine Dusche und ein paar trockene Klamotten später machte ich mich auf die
Suche nach etwas essbarem. Direkt neben dem Hotel war ein Restaurant mit top
Bewertungen, also zögerte ich nicht lange. Leider waren die Preise
ausgesprochen gesalzen, aber nach einem Tag wie heute gönn ich mir das einfach
mal.
Morgen geht's weiter nach Härnösand, mit 64 km eine deutliche angenehmere
Fahrt, insbesondere da das Wetter in den kommenden Tagen wieder besser
mitspielen soll. Nach Härnösand wird es aber ans Eingemachte gehen, die 3
darauf folgenden Touren sind alle 100+ km lang.
Der heutige Tag startete deutlich sonniger als gestern. Bedauerlicherweise waren
die Temperaturen weiterhin niedrig und es wehte weiter ein kräftiger Gegenwind,
sodass ich mich trotzdem wieder etwas dicker einpacken musste.
Die Strecke selbst war wie geplant mit 56 km ausgesprochen kurz, aber die
hügelige Gegend und insbesondere der Gegenwind verlangsamten mein vorankommen
deutlich. Zwischenzeitlich dachte ich sogar, dass eventuell etwas mit meinem
Fahrrad nicht stimmt, bis ich bei einer Pause einen anderen Fahrer (ohne
Gepäck) sah, der gefühlt auch nur in Zeitlupe voran kam.
Allgemein war die Route diesmal mit die menschenleerste bisher. Es waren
Parallelstraßen zur Bundesstraße von gestern, daher gab es gefühlt keinen
Verkehr. Jetzt wo ich drüber nachdenke fällt mir auf, dass ich auch kaum noch
andere Radwander sehe. Heute kam mir ein Zweierpaar entgegen, das war's schon.
In den südlicheren Gegenden gab es da deutlich mehr, wobei es immer nur
Gegenverkehr war. Vielleicht bewege ich mich diesmal in einer universellen
Radwanderer Geschwindigkeit, aber erfahrungsgemäß bin ich vom Tempo her eher
unterm Schnitt. Wenn mich also keiner überholt, heißt das also dass ich
womöglich diese Saison das Schlusslicht Richtung Norden bin?
So oder so erreichte ich mein Ziel, Hudiksvall, am früheren Nachmittag. Die
extra Zeit konnte ich nutzen, um ein wenig Kraft zu tanken sowie Mal wieder
meine (nur ganz leicht durchgeschwitzten) Klamotten zu waschen.
Morgen geht's weiter nach Sundsvall, 96 km. Es wird wohl wieder hügelig mit
Gegenwind, und zum Nachmittag ist Regen angesagt. Zumindest starte ich
ausgeruht in die Tour.
Bevor ich die kurze Geschichte von heute erzähle, erstmal ein Epilog zu gestern.
Als ich bereits im Bett lag ging der Feueralarm los. Ich schnappte mein
Portemonnaie und meinen Rucksack (und meine Hose) und ging mit den anderen
Hotelgästen nach draußen. So standen wir dann um halb 11 im Regen, bis die
Feuerwehr anrückte. Das Problem entpuppte sich zum Glück als klein, offenbar hat
einer der Gäste versucht zu kochen und etwas ordentlich anbrennen lassen. Das
hat die Rauchmelder ausgelöst, und nun waren wir draußen. Die Feuerwehr kam mit
2 Löschfahrzeugen und einem Kleinbus, aber da es kein Feuer gab, bestand die
Arbeit nur darin herauszufinden wie der Alarm ausgeht. Nach gut 10 Minuten war
dieses Problem auch gelöst und ich konnte meinen etwas verkürzten) Schlaf
anbrechen.
Das Wetter war heute mehr oder weniger auf meiner Seite. Einerseits hat der
Regen aufgehört bevor ich losfuhr, andererseits ist die Temperatur deutlich
gefallen (14 Grad, wo es vor wenigen Tagen noch 25 waren), was durch einen
ordentlichen Gegenwind noch weiter verschärft wurde. Da ich mit leichteren
Klamotten gestartet bin, musste ich mich unterwegs etwas dicker einpacken,
war aber bis dahin schon gut durchgefroren worden. Das Wetter blieb bis zu
meiner Ankunft bedeckt, aber trocken, erst zum Abend klärte es sich merklich
auf.
Die Strecke folgte nach kurzer Zeit wieder stur der Bundesstraße E4. Der
Seitenstreifen war diesmal leider nicht existent, und einige Fahrer hupten
mich zur Krönung auch noch an. Kurz vorm Ziel machte ich einen kleinen
Umweg, einfach um von der Straße herunterzukommen.
Grundsätzlich müsste ich in den kommenden Tagen weiter der E4 folgen, da sie
bis kurz vor der finnischen Grenze genau in die richtige Richtung führt.
Aber da die nächsten paar Kilometer als Autobahn zählen, muss ich auf
Seitenstraßen ausweichen, wofür ich nicht undankbar bin.
Die nächsten Tage soll es trocken bleiben, die Temperaturen über 20 Grad
sind aber höchstwahrscheinlich vorbei. Morgen gibt es wieder eine Minitour,
danach folgen aber wieder mehrere längere Etappen.
Der heutige Tag startete in einem leicht unterkühlten Waggon. Direkt nach dem
Aufstehen fing es draußen an Recht heftig zu schütten, aber da die Tour heute
eher kürzer abgesetzt war konnte ich es mir leisten etwas später loszufahren.
Der Regen ließ schnell nach, sodass ich trotzdem ohne größere Verspätung los
konnte. Ich hatte vorher Zeit zu ergoogeln, dass es sich dabei um die Reste
des angekündigten Unwetters handelte, das Gewitter war also abgesagt.
Somit fuhr ich heute bei einem bedeckten, aber stetig aufhellen den Himmel.
Landschaftlich hat sich wenig geändert, der Tag fand immernoch fast komplett
im Wald statt. Die Straßenführung war aber interessant. Im Gegensatz zu den
letzten Tagen war die Route praktisch gut 50 km geradeaus auf einer
Bundesstraße, deutlich direkter als bisher auf dieser Reise. Die Konstruktion
dieser Straße änderte sich doch, anfangs zweispurig mit Leitplanke in der
Mitte, gegen Ende nur noch eine einfache Landstraße. Man merkt dass ich mich
von Stockholm weg bewege. Dank niedriger Verkehrsdichte war es aber alles in
allem eine bequeme Fahrt.
Kurz vor Gävle fingen die baulich getrennten Radwege wieder an, also
vielleicht habe ich dich Glück und kann die nächsten Tage etwas sicherer
Fahren, zumindest solange ich am Meer bleibe. Allgemein werde ich ab sofort
eine gute Woche lang stetig die Küste hochradeln, praktisch bis zur Grenze zu Finnland.
Ich erreichte meine Unterkunft bereits um 15 Uhr, das heißt heute konnte ich mich erneut etwas länger ausruhen.
Zwar fing es an zu regnen als ich abendessen gehen wollte (sodass ich das erste Mal meine Regenjacke hervorkramen musste), dies hielt aber glücklicherweise nicht lange an. Nach aktuellem Stand soll es morgen Vormittag regnen, nachmittags aber nicht mehr. Vielleicht habe ich ja nochmal Glück und der Wetterbericht irrt sich wieder.
Heute war ein recht einfach Tag. Die Tour ging von Västerås direkt nach Norden,
bis zu dem kleinen Örtchen Tärnsjö.
Die 80 km gingen Dank flachem Gelände und angenehmem Wetter recht schnell
vorbei. Meinem Magen geht es auch wieder besser, ganz auf 100 Prozent bin ich
aber noch nicht, daher habe ich heute etwas öfter als sonst Rasten müssen.
Ich merkte beim Fahren ziemlich schnell, dass ich von der Standardroute
Richtung Kopenhagen oder Uppsala abgewichen war, denn von Fahrradwegen war
hier leider kaum eine Spur. Stattdessen ging es größtenteils auf Bundesstraßen
(teilweise mehrspurig) durch Wälder und Felder. Wie schonmal erwähnt, sowas
bin ich durchaus gewohnt, aber die bisherige Zeit in Dänemark und Schweden hat
meine Ansprüche etwas hochgeschraubt.
Am Nachmittag kam ich an meiner Unterkunft an, ein BnB in einem stillgelegten
Zug mit Dampflok. Etwas urig, aber definitiv einzigartig.
In den kommenden Tagen geht es die Ostseeküste hoch, dort sollte hoffentlich
etwas mehr Infrastruktur für Fahrräder da sein, aber so konnte ich mich
zumindest auf das letzte Drittel der Reise vorbereiten, im hohen Norden rechne
ich nicht mit Fahrradwegen.
A propos letztes Drittel der Reise. Ich bin noch dabei meine Rückfahrt zu
organisieren (schwer etwas zu buchen wenn man selbst noch nicht weiß wann man
da ist). Der vorläufige Plan wäre, in einem Ort namens Alta einen Flieger zu
nehmen. Hierzu müsste ich mein Fahrrad nur vorher artgerecht verpacken. Bei
meinen bisherigen Reisezielen war es kein Problem, dafür einen Karton
kurzfristig aufzutreiben, aber in Alta könnte es schwierig werden. Ich hatte
heute Zeit, bei einem dortigen Fahrradhändler anzurufen, und die schmeißen
Kartons mangels Lagerplatz sofort weg, ergo müsste ich genau eine Lieferung
abpassen... Schwierig, ohne das finale Timing zu kennen. Zum Glück hab ich
noch ein paar Wochen, mir was einfallen zu lassen.
Dummerweise hat der Overnightzug heute kein WiFi, ergo habe ich nicht die
Bandbreite mein tägliches Video hochzuladen. Zukunftsfio wird sich aber morgen
darum kümmern.
Edit: Kein Thema, Vergangenheitsfio.
Morgen geht's weiter zur Küste, Gävle ist das Ziel. Die Strecke wird zwar
kurz, aber es soll leider gewittern. Fingers crossed dass ich nicht zu
klatschnass werde.
Der heutige Tag startete leider mit einem leichten Handicap. Ich habe wohl in
den letzten Tagn irgendwas falsches gegesse. Seit gestern Abend macht mir mein
Magen leider Probleme, und auch wenn es heute besser wurde, so war meine
Geschwindigkeit doch deutlich reduziert.
Das Ziel heute war Västerås (ausgesprochen wie Westeros), mit 96 km zwar
wieder kürzer als gestern, dennoch eine ordentliche Distanz. Das Wetter hat
zum Glück ähnlich wir gestern gut mitgespielt, also sonnig, fast kein Wind und
Temperaturen um die 25 Grad. Die Strecke selbst war glücklicherweise auch
größtenteils flach, sodass ich trotz meines Handicaps gut voran kam.
Allgemein ging es heute praktisch strikt gen Osten, in die Richtung von
Stockholm. Die direkteren Routen waren dementsprechend alle Autobahnen, das
heißt ich musste auf kleinere Landstraßen ausweichen. Seen gab es auf diesem
Weg leider nicht so viele, dafür aber wieder viele Felder, von denen einige
vor meinen Augen gemäht wurden. Zusätzlich sah ich auch mehrmals militärisches
Gerät als ich unterwegs war, ich kann mir leider denken wieso.
In Västerås angekommen nutzte ich erstmal die Hoteleigene kleinen Sauna, da
ich inzwischen doch immer mehr die Beanspruchung meiner Beine spüren kann.
Danach wollte ich in der Stadt (auf Empfehlung der Rezeption) Köttbullar essen
gehen, aber die Küche des Restaurants hatte schon kurz nach 8 geschlossen...
Direkt um die Ecke fand jedoch ein Street Food Festival statt, sodass ich doch
noch lecker essen konnte. Um meinen Magen zu schonen verzichtete ich schweren
Herzens auf Nachtisch, heute keine Donuts, Churros oder Eisbecher für mich.
Morgen fahre ich nicht weiter nach Stockholm sondern biege scharf nach Norden
ab. Ganz zur Ostseeküste schaffe ich es aber noch nicht. Fürs Wochenende wurde
schlechtes Wetter gemeldet, daher sind die nächsten Tagesziele etwas kürzer
gesteckt.
Der heutige Tag war dankbarerweise recht straightforward, das Ziel war Örebro,
106 km entfernt.
Die Route selbst führte praktisch direkt nach Norden, und folgte größtenteils
einer Landstraße, die sich zuerst zwischen ein paar kleineren Seen und dann
ein paar kleineren Ortschaften durchschlängelte.
Das Wetter war heute durchgehend angenehm sonnig, Temperaturen bei ca 24 Grad
und kaum Wind. Die Hügeligkeit hielt sich auch in relativ erträglichen
Grenzen. Bei diesen Bedingungen schaffte ich es auch trotz eines
zwischenzeitlich etwas bummeligen Tempos zeitig ans Ziel.
Das letzte Stück vor und durch Örebro war etwas industrieller, es verschlug
mich unter anderem auch zu einem Ikea.
Ich befinde mich inzwischen ungefähr auf der Höhe von Stockholm, morgen geht's
auch scharf nach Osten Richtung Västerås. In den Tagen danach biege ich dann
nach Nordosten ab, so dass ich hinter Uppsala an die Ostsee stoßen
sollte.
Heute ging es von Jönköping weiter nach Motala, mit 112 km wieder eine ähnlich
lange Strecke wie gestern. Die Route führt prinzipiell an der Ostküste des
Vättern hoch, aber ganz so einfach war es natürlich nicht.
Direkt am See entlang führt nur eine Autobahn, als Radfahrer muss man etwas
weiter von der Küste weg. Ergo weniger schöne Aussichten und deutlich steilere
Anstiege. Insbesondere am Anfang ging es direkt sehr hügelig los, was dadurch
erschwert wurde, dass mir die gestrige Etappe noch in den Knochen
steckte.
Zudem hab ich mich leider beim Wetter verschätzt. Es ging Recht frisch los,
sollte aber im Laufe des Tages aufklären. Praktisch heißt das, dass ich die
ganze Zeit unter grauem Himmel auf recht dunkle Wolken zufuhr, während am
Horizont hinter mir die Sonne rauskam, mich aber erst kurz vorm Ziel
erreichte. Dummerweise war ich für einen sonnigeren Tag gekleidet, das heißt
der Vormittag war etwas frischer als geplant.
Bei einem kurzen Stopp konnte ich das quietschen beseitigen, indem ich gefühlt
jedes bewegliche Teil am Hinterrad nachgeölt habe. Das Öl in meinem
Notfallkoffer war tatsächlich noch aus Amerika, Albuquerque wenn ich mich
nicht irre. Es tat seinen Job auch nach 8 Jahren Ruhe.
Der Nachmittag zeichnete sich wieder durch kleine Ortschaften und gemähte
Felder aus. Auch heute habe ich leider mein Mittagessen erst sehr spät zu mir
nehmen können, da die kleinen Kaffee meist keine Schnellrestaurants hatten und
die Tankstellen hier häufig komplett automatisch laufen, also ohne Kiosk.
Bei der Ankunft in Motala holte mich die Sonne zum Glück endlich ein, meine
Unterkunft ist eine (überraschend günstige) urige Ferienwohnung direkt an
einem kleinen Wasserweg.
Morgen geht's weiter nach Örebro, mit 106 km ein kleines bisschen kürzer als
heute, und laut Wetterbericht diesmal wirklich sonniger.
Heute war ein längerer Tag, die Strecke war mit 116 km ein neuer Rekord für
diese Reise, aber der Weg war zum Glück recht flach und äußerst
abwechslungsreich.
Der erste Teil war erwartungsgemäß eher urban, aber nach kurzer Zeit war ich
aus den Städten heraus und sah auf beiden Seiten des Weges immer mal wieder
Seen hinter dem Gebüsch. Es gab tatsächlich einen ausgebauten und
ausgeschilderten Radweg, sodass ich nicht den Straßen folgen musste.
Selbst in den ländlichen Regionen sieht man aber immer wieder einzelne Häuser,
meistens mit eigenem Hof. So begegnete ich auch einem neugierigen Pferd, aber
es wollte nur schnuppern, nicht gestreichelt werden. Mit etwas gerupftem Gras
ließ es sich aber bestechen.
Nach Värnamo führte der Weg parallel zwischen einer Autobahn und
Eisenbahnschienen, was zugegebenermaßen etwas weniger idyllisch war. Nach
kurzer Zeit ging es jedoch direkt in den Wald. Bedauerlicherweise fing mein Fahrrad hier an zu quietschen. Es scheint irgendwo am Sattel zu sein, aber ich konnte die betreffende Stelle noch nicht nachölen. Der Fahrradweg war immernoch
ausgeschildert, aber nicht mehr ausgebaut, das heißt ich fuhr längere Zeit
über Feldwege. Zum Glück sah ich Fahrradspuren im Boden vor mir, sonst hätte
ich mich ernsthaft gefragt ob ich hier richtig bin. Auch wenn die etwas
verwildertem Wege meine Geschwindigkeit reduzierten, so war die Ruhe doch sehr
angenehm. Urplötzlich war es vorbei mit dem Wald, und ich fand mich mitten in
einem Industriegebiet wieder. Überall riesige Lagerhallen.
Wenig später kam ich in Jönköping an. Es war schnell klar dass hier gerade
irgendeine Art von Festival stattfindet. Wenn ich es richtig verstanden habe,
feiern die Studierenden den Anfang ihres Studiums. Die Feier ging heute los
und dauert 2 Wochen (?!).
Ich bin alt und zum Feiern aktuell zu kaputt, also gönnte ich mir lediglich
etwas Fish & Chips und ruhte mich aus. Morgen stehen wieder 112 km an.
Weniger als heute, aber leider nicht viel.
Der heutige Tag startete wieder mit einem eher baconlastigen Frühstück. Dies war
aber echt zu meinen Gunsten, da ich mein Mittagessen erst mit deutlicher
Verspätung am Zielort zu mir nehmen konnte.
Die Fahrt selbst verlief diesmal glücklicherweise ohne nennenswerte Events.
Landschaftlich haben aber endlich Wälder, Flüsse und Seen die endlosen
Kornfelder der letzten Tage abgelöst. Ich hab schon angefangen Flashbacks zu
meiner Zeit im Cornbelt zu kriegen.
Zunächst ging es nach Nordwesten Richtung Markaryd, danach ein einem Fluss
entlang nach Nordosten bis nach Ljungby. Das Wetter war angenehm, leicht
bewölkt mit einer schwachen Brise, sodass die 80 km recht schnell
vorbeigingen. Einziges Manko war, dass ich ab 12 Ausschau nach etwas essbarem
hielt, aber bis 15 Uhr nichts fand. Zum Glück hab ich immer Proviant dabei,
aber das ersetzt eine warme Mahlzeit nur bedingt.
In Ljungby angekommen fand ich meine Unterkunft schnell und nutzte die
Gelegenheit, noch kurz Proviant nachzukaufen. Die Geschäfte haben
praktischerweise Sonntags meist bis 18 Uhr geöffnet. Das Abendessen war jedoch
ein anderes Problem. Ich weiß nicht ob hier Sonntags einfach bei Restaurants
Ruhetag ist, oder ob es mit den Resten eines Festes zusammenhängt, was heute
abgebaut wurde, aber sämtliche Restaurants hatten geschlossenen, selbst eine
Franchise wie Subway. Ergo war mein Abendessen heute Burger King. Nicht gerade
typisch schwedische Küche, aber satt bin ich geworden. Morgen geht es weiter nach Jönköping, mit 116 km die bisher längste Etappe dieser Reise.
Der heutige Tag startete mit einem sehr ausgiebigen Frühstücksbuffet.
Selbstbedienung bei Bacon testet meine Selbstkontrolle jedes Mal aufs äußerste,
aber zumindest waren die Batterien beim Aufbruch voll geladen. Nach den
Ereignissen von gestern hatte ich auch nichts dagegen, zügig aus Malmö
aufzubrechen.
Die Strecke führte erst quer durch Malmö, dann über Lund und Hoor nach
Hässleholm. Mit 100km war die Distanz diesmal wieder etwas höher, aber
inzwischen bin ich (hoffentlich) wieder soweit im Training, als dass dies ab
jetzt häufiger machbar sein wird.
Das Wetter war anfangs sehr bedeckt, klärte aber zum Glück im Laufe des Tages
immer weiter auf, die Temperaturen waren durchgehend erträglich. Lediglich ein
konstanter, leichter Gegenwind erschwerten dem Tag ein bisschen.
Ansonsten gab es ein paar Kontraste zu den letzten Tagen. Vorneweg befinde ich
mich ab sofort (fast) dauerhaft auf dem Festland, keine Überquerungen per
Schiff oder Bahn mehr. Das Fahrradnetzwerk ist in Schweden aber definitiv
etwas weniger ausgebaut als in Dänemark. Eine richtige Kritik ist das aber
nicht, Dänemark hat das beste Radnetz der Welt (inzwischen bin ich
wahrscheinlich sogar qualifiziert, das ernsthaft zu bewerten). Baulich
getrennte, geteerte, ausgeschilderte Radwege mit eigenen Ampeln? Yes please.
Es ist in Schweden sogar recht ähnlich, solange man in den Städten bleibt. Auf
dem Land sind es meist wieder Landstraßen oder Seitenstreifen von
Bundesstraßen, aber das bin ich gar nicht anders gewöhnt. Ich gehe davon aus,
dass sich dies spätestens nördlich von Stockholm weiter verschärft, aber ich
lasse mich gern positiv überraschen. Immerhin sind die schwedischen Autofahrer
bisher echt aufmerksam.
Ich habe zugegebenermaßen nicht so früh mit der Art von Schild gerechnet, aber okay.
Es kam gestern nicht so raus, aber es gab einen Währungswechsel an der Grenze. Ab
jetzt zahle ich in Schwedischen Kronen, aber der Wechselkurs ist relativ einfach
(eine Krone entspricht ungefähr 10 Cent).
Das Event des Tages war wohl, dass ich in eine Art Radrennen geraten bin.
Ausgeschilderte Routen und abgesperrte Straßen sind immer gern gesehen.
Manchmal musste ich aber auf andere Wege ausweichen, während das Personal
versucht hat mich auf die "richtige" Straße zu lotsen. Die Teilnehmer die ich
gesehen habe waren mit Rennrädern unterwegs, aber zu meiner Überraschung
konnte ich ein paar überholen. Okay, zwar während sie Pausen gemacht haben,
aber nichtsdestotrotz wäre ich immerhin nicht letzter geworden.
In Hässleholm selbst ging es dann schnell ins Hotel samt dazugehöriger
Mini-Sauna, dann noch Abendessen im dazugehörigen Restaurant.
Morgen werden es wieder 80 km, danach kommen aber zwei längere Etappen direkt
hintereinander.
Der heutige Tag hätte eigentlich einfach werden sollen. Im Grunde genommen war
er es auch, aber jüngste Ereignisse hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack. Es ging
von Ringsted nach Malmö, da hier (nun zum dritten Mal in Folge) ein Gewässer
im Weg war, hieß das, dass ich erst nach Kopenhagen musste, um dort per Zug
über die Öresundbrücke zu kommen.
Der Distanz nach Kopenhagen betrug ungefähr 60 km, was wieder kürzer war
als gestern, geschweige denn Mittwoch. Die Herausforderung war eher, dass ab
Mittags ein größeres Gewitter in Kopenhagen ankommen sollte, ergo war ein
wenig Eile geboten. Da dass BnB kein Frühstück anbot (also ist es kein BnB,
sondern ein B, richtig?) ging der Aufbruch vergleichsweise schnell.
Die Temperaturen waren mild, das Wetter bedeckt aber relativ windstill.
Die Gegend wurde erneut hügeliger, und ich war schnell in den Vororten von
Kopenhagen angekommen, was der hinteren Hälfte der Strecke eine urbanere
Athmosphäre gab.
In Kopenhagen sah ich Schnellrestaurants aus allen Ecken der
Weltgeschichte, und es dauerte nicht lange bis ich fand was ich suchte: Ramen!
Sie waren okay, kein Vergleich zum japanischen Original, aber trotzdem eine
nette Abwechslung. Danach ging es direkt weiter zum Bahnhof, ich weiß, ich bin
ein furchtbarer Tourist.
Die Buchung des Zuges verlief problemlos, und ich fand mich schnell auf der
anderen Seite der Öresundbrücke. Hier fing es nun prompt an zu regnen, aber
das war kein Problem, da mein Hotel direkt an der ersten Haltestelle nach der
Brücke lag. Nicht im Zentrum von Malmö sondern etwas südlicher, offenbar ist
hier ein Sportstadium und eine Einkaufsmeile, aber das es außerhalb liegt
waren die Preise für eine Übernachtung deutlich akzeptabler. Ich kam gegen 14
Uhr an und rechnete mit einem entspannten Tag. Dank der Ramen hatte ich noch
kein Hunger, wollte aber später zum Abendessen ins Einkaufszentrum gegenüber
in den Food Court. Nachdem ich mein Video geschnitten und hochgeladen hatte,
legte ich mich erstmal für ein Nickerchen hin.
Gegen 6 wollte ich raus, Proviant einkaufen und im Anschluss abendessen. Ich
kam nicht umher zu bemerken, dass die Lobby voller Leute war, und sah einen
Polizeiwagen an der nächsten Kreuzung. Wahrscheinlich ist irgendein Spiel im
Stadion dachte ich. Sobald ich raustrat wurde aber schnell klar, dass etwas
ernsteres passiert war. Die gesamte Straße war voller Noteinsatzkräfte, und
die versammelten Passanten machten teilweise einen sehr zerrütteten Eindruck.
Ich wollte per Handy googeln was los war, aber das Netz war zusammengebrochen.
Ein Imbiss in der Nähe hatte offen, also holte ich mir einen Snack und ging
schnell wieder ins Hotel. Katastrophentourismus ist nicht meins.
In der Rezeption erfuhr ich, was passiert war: Offenbar gab es eine Schießerei
im Einkaufszentrum gegenüber. Zum Glück keine Toten, aber zwei Verletzte, der
Täter war gefasst und die Situation begann sich schon zu entspannen. Den
Umständen entsprechend also alles in allem glimpflich ausgegangen. Den Rest
des Abends werde ich aber in meinem Zimmer verbringen.
Zu meinem eigenen Erstaunen startete ich ohne erwähnenswerten Muskelkater in den
heutigen Tag. Vielleicht ist doch noch was von den alten Reisen hängengeblieben.
Es war Regen für den Vormittag gemeldet, dieser hat sich aber beeilt und ist
vorbeigezogen bevor ich gefrühstückt hatte.
Das Tagesziel für heute war Ringsted, gut 80 km entfernt. Problem war nur
schon wieder, dass es nicht auf der selben Landmasse war wie mein Startpunkt.
Es galt nach 30 km Landweg von Fünen nach Seeland überzusetzen. Jep, nach Neuseeland jetzt ganz Retro Seeland. Diesmal gab es
im Gegensatz zu gestern aber eine Brücke. Eine Autobahnbrücke... Also musste
ich in Nyborg den Zug nehmen. Dies klappte diesmal dankbarerweise ohne
Probleme. Der Zug hat sogar auf mich gewartet, als ich zuerst ins falsche
Fahrradabteil gestiegen bin. Ziemlicher Kontrast zur DB. Eine Station später,
in Korsor, ging es wieder auf dem Fahrrad weiter. Nebenbei, der Zug fuhr durch
einen Tunnel, also leider keine Meeresfotos aus dem Waggon.
In Seeland war die Landschaft ähnlich wie zuvor, vielleicht ein kleines
bisschen hügeliger. Es gab aber zwischen den Feldern mehr Industriegebiete und
Einkaufsmeilen, man merkt die Nähe zur Hauptstadt doch.
Ich erreichte Ringsted etwas früher als erwartet, vielleicht sollte ich mich
mehr an 100 km als Tagesdistanz orientieren. Andererseits war ich gegen Ende
doch sehr geschlaucht, anscheinend werde ich doch nicht jünger. Nach einer
schnellen Dusche im BnB bin ich sofort eingeschlafen, die eine Stunde Ruhe war
wohl notwendig.
Morgen wird es eine netto noch kürzere Etappe: Das Ziel ist Malmö, aber da die
berühmte Öresundbrücke nicht für Fahrräder gestattet ist, muss ich ab
Kopenhagen erneut ein kleines Stück per Bahn fahren. Planmäßig wird das aber
das letzte Mal.