Friday, March 31, 2017

Tag 11: Der Anfang von Honshū

Lied des Tages

Heute war der erste Tag in Honshū, und mit Hachinohe als Ziel galt es, etwas über 100 km zu überwinden. Durch die späte Ankunft gestern habe ich leider nicht "richtig" zu abend essen können, und nicht mein volles Pensum an Schlaf bekommen können. Zusammen mit der Biestigkeit des gestrigen Wetters startete ich heute (trotz voller Ausnutzung des Frühstücksbüffets ) nicht ganz bei 100% Leistungsfähigkeit, insbesondere das Knie machte wieder auf sich aufmerksam.
Wettermäßig war es den ganzen Tag über bedeckt, abgesehen von 2 kleinen Regenschauern und einem kurzen Moment, in dem die Sonne durchkam. Die Temperaturen schwankten zwischen 4 und 8 Grad, was immernoch stark an Hokkaido erinnert.
Hachinohe selbst liegt an der Ostküste Japans, dementstprechend hatte ich die Wahl, grob der Küste zu folgen, oder eine kürzere (aber gebirgigere) Route landinwärts zu nehmen. Ich entschied mich für die Küstenroute, nicht zuletzt um meine Beine nicht zu überlasten.
Beim Verlassen von Aomori sah ich schon ein vielversprechendes Schild:


Tatsächlich führt die Route 4 ziemlich genau nach Tokio, aber da sie zwischenzeitlich zur Schnellstraße wird, kann ich nicht einfach die nächsten paar hundert km der Nase lang fahren.
Der Weg selbst war hügelig, aber machbar, und die Landschaft zeichnete sich im Vergleich zu Hokkaido durch ein paar Nadelwälder und (in den niedrigeren Lagen zumindest) durch einen deutlichen Mangel an Schnee aus. Die paar Städte die ich passierte erinnerten dafür sehr an das, was bisher kam: Recht verschlafen, viele geschlossene Geschäfte und mehr verfallene Häuser, als mir lieb ist. Teilweise hatten die Häuser hier aber auch eine etwas traditioneller inspirierte Architektur:


Grundsätzlich hielt sich alles in spätherbstlichen Brauntönen, von Frühling war bisher keine Spur. Tja, wenn der Berg nicht zum Propheten kommt...
Vom allgemeinen Autoverkehr (und ein paar wenigen lokalen Radfahrern) abgesehen, war die Tour wieder recht menschenleer. Mir fiel aber (mit meinen begrenzten Japansichkenntnissen) auf, dass alle Orte in der Gegend nach Zahlen benannt waren (Hachi(8)nohe, Go(5)nohe, Ni(2)nohe), auch mit den entsprechenden Kanji im Ortsnamen. Konnte bisher leider nicht herausfinden, warum das so ist. Seltsam seltsam...
Gegen Nachmittag ging es vom Knie her etwas besser, und auch die Straßen hatten fast durchgehend asphaltierte Nebenwege, aber obwohl ich vom Tempo her etwas anziehen konnte hatte ich doch schon einiges an Zeit verloren.
Ich erreichte Hachinohe ziemlich fertig und ausgehungert gegen 18 uhr, und suchte (nach ein wenig Aufwärmen) nach Proteinreichen Essmöglichkeiten in der Nähe. TripAdvisor hatte leider nur ein paar Kleinstgeschäfte auf dem Radar, also entschloss ich mich mal die japanische Variante von McDonalds zu testen. Ergebnis: Die Auswahl ist deutlich beschränkter als bei uns, und da der aktuelle besondere Burger ausverkauft war, begnügte ich mich mit einem Big Mac und 15 Nuggets, und ja, es schmeckt genau wie bei uns (und in den USA, und Großbritannien etc.).
Jetzt wird erstmal Schlaf nachgeholt, die morgige Tour nach Morioka wird mit 116 km noch etwas happiger

Aber davor noch das aktuelle Video:

Thursday, March 30, 2017

Tag 10: Gaijin versus Raijin

Lied des Tages

Heute war der letzte Tag in Hokkaido, und es fiel mir überraschend schwer die Insel zu verlassen, nicht zuletzt, da Hokkaido mir zum Abschluss nochmal alles entgegensetzte, was es noch in Reserve hatte.
Aber fangen wir am Anfang an, eigentlich ging es ziemlich entspannt los, das Knie machte sich etwas besser, und das traditionelle japansiche Frühstück war füllender als man meinen sollte (wobei ich mir immernoch ziemlich sicher bin, dass ich das nicht ganz regelkonform esse).
Wettermäßig war Regen angesagt, und die Strecke führte zunächst an der Küste entlang nach Mori, um dann nochmal landinwärts ins Gebirge abzubiegen, und zu guter letzt zur Südküste nach Hakodate.
Beim Aufbrechen nieselte es schon, aber glücklicherweise in einem Ausmaß, das man ignorieren konnte. Nach ein paar Kilometern fing es zwar an zu schütten, aber dank passender Klamotten (und einem Grundmaß an Abhärtung durch vergangene Touren) konnte ich ein solides Tempo halten. Meine einzige Sorge galt eher der Elektronik in meinem Rucksack, aber wenn das hier jemand liest, dann ist ja alles gut gegangen.
Bei Mori hörte der Regen auf, und ich fing durch den Fahrtwind langsam an zu trocknen. Als es jedoch ins Gebirge ging (und die Thermometer an der Fahrbahn 1,8 Grad meldeten) wurde es doch ein wenig frisch um die Finger. Nach den ersten paar Hügeln zog auf einmal dichter Nebel auf, und der hielt sich auch bis zu einem Tunnel kurz vor der Küste (den man auch erst 100 meter davor erkennen konnte).
Näher an der Küste ließ der Nebel nach, und obwohl mich mein Navi verzweifelt auf Schnellstraßen locken wollte, fand ich ein wenig stadtinwärts eine Alternativroute. Als ich so gut wie trocken war, fing es erst an heftig zu regnen, und dann zu hageln. Nach relativ kurzer Zeit war ich wieder frisch durchnässt, und das schlechte Wetter verzog sich wieder. Die Temperaturen waren wieder ein paar Grad über der Gebirgsluft, und so ließ sich die Nässe wieder relativ gut ertragen.


Ich schaute auf die Uhr und stellte fest, dass es 13:45 war, und ich noch gut 8 km zu fahren hatte, ich hätte also vielleicht noch eine Chance, die Fähre um 14:10 zu erwischen. Ich drückte also ein wenig auf die Tube, aber offensichtlich wollte mich Hokkaido noch ein wenig länger da behalten, denn es fing wieder an zu schütten. Als ich ins Hafenviertel einbog, sah ich erstmal einen Blitz ein paar Kilometer voraus. Nach Regen, Nebel und Hagel war jetzt also auch noch ein Gewitter auf meiner Route, und ich war in Eile.
Während den letzten paar Kilometern ging es ziemlich genau ins Zentrum des Gewitters, und zum Abschluss schlug der Blitz am Fährengebäude ein, während ich durch die Tür ging. Knappe Kiste!
Leider hatte ich jedeoch die frühere Fähre um ein paar Minuten verpasst... So hatte ich aber Zeit, den Rest vom Gewitter im warmen auszusitzen, etwas ordentliches zu essen und ein klein wenig vor mich hin zu trocknen. Während die Stunden vorbeigingen klärte das Wetter ein wenig auf, und man konnte zeitweise erahnen, wo die Sonne am Himmel stand, aber der Regen hörte erst kurz vor der Abfahrt ganz auf.



Als Radfahrer konnte ich die Schlangen vor der Fähre umgehen und wurde sogar als erster aufs Boot gewunken (was zur Folge hatte, dass ich auch erst als letzter runter konnte). Die Fahrt war recht ereignislos, leichter Seegang, aber es war doch irgendwo nostalgisch, hat mich irgendwie an die vielen Fahrten übers Mittelmeer erinnert.





 

Bei der Ankunft in Aomori war es schon stockfinster, aber ich war glücklicherweise (so gut wie) trocken, von den Handschuhen mal abgesehen. Die letzten 4 Kilometer zum Hotel war ich jedoch wieder etwas wackelig auf den Beinen, da sich mein Knie langsam wieder meldete. Ich kam gegen 21:30 an, zu spät um noch warm zu essen (aber dazu hat man ja Vorräte dabei).

So oder so, Hokkaido, die erste der vier Inseln, ist offiziell geschafft!

Jetzt erstmal ab ins Bett, morgen geht es weiter nach Hachinohe, die erste richtige Tour in Honshū.

Zum Schluss noch das Video, es ist zwar etwas länger, aber dafür war heute wirklich ein kurzes Best of von Hokkaido (Regen, Nebel, Hagel, Gewitter, Berge, Tunnel, Brücken, Städte), für jeden was dabei:

Wednesday, March 29, 2017

Tag 9: Anhalter

Lied des Tages

Der heutige Tag begann mit einem kurzen Wiedersehen mit den Leuten von gestern... naja, zumindest ein paar, einige nutzten die Chance zum Aussschlafen, das kann ich vollkommen nachvollziehen. Die linke Hüfte macht sich täglich besser, das Knie hat sich bedauerlicherweise nicht messbar verbessert, daher schien es mir unwahrscheinlich, dass ich die 110 km im Gebirge solo bewältigt bekommen würde.
Trotz tatkräftiger Unterstützung seitens der Unterkunft stellte man schnell fest, dass es keine Busverbindung für die Teilstrecken gab, und die Beförderungsregeln der japanischen Bahn sich seit gestern nicht geändert hatten. Also blieb nur eins: Einfach drauf los. Und nach ein paar hundert metern erstmal stehenbleiben und Schmerzmittel nehmen. Und weiter. Und dann, nach noch ein paar hundert metern feststellen, dass die doch recht enge Radhose meine Kniescheibe die ganze Zeit in unbequeme Positionen drückt. Also gabs nur eins (denn mitten im Schnee umziehen war keine Option): Taschenmesser raus und Kleidung zurechtschneiden. Mit einem neuen Loch am Knie ging es tatsächlich ein wenig besser, und auch die Schmerzmittel fingen langsam an zu wirken, also konnte ich mich nun mit einer unterdurchschnittlichen, aber akzeptablen Geschwindigkeit vom Fleck bewegen. Einziger Haken, wir hatten bald 11 Uhr, und ich hatte gerade mal knapp 10 km geschafft. Das Wetter war gut, aber das Gelände sehr hügelig. Zugegebenermaßen war das unter den gegebenen Umständen kein vollkommener Nachteil: Beim Schieben waren die Schmerzen geringer als beim Fahren, und bergab rollen lassen war auch nicht verkehrt, lange ebenen hätten zumindest anfangs deutlich unangenehmere Folgen gehabt. Jedoch kam ich unterm Strich doch nur schleppend voran, und als ich um 16 Uhr noch immer nicht Oshamanbe erreicht hatte, wusste ich dass ich Yakumo nicht mehr aus eigener Kraft erreichen würde.
Plan A war nun, Oshamanbe zu erreichen und dort nach öffentlichen Verkehrsmitteln für die letzten 30 km zu suchen. Plan B war Autos heranwinken und mein Glück als Anhalter versuchen. Problem hierbei war, dass alle 10 Minuten nur ein Auto kam, und die meisten entweder zu klein für mich und mein Gefährt waren, oder einfach durchfuhren. Als endlich jemand anhielt, stellte sich heraus das er landinwärts musste, während ich zur Küste wollte.
Beim zweiten Kandidaten (ca eine Stunde Später) sah es auch nicht gut aus. Er war zwar freundlich gesonnen, hatte aber wegen eines Skiausflugs 7 Kinder in seinem Van. Als er gerade weiterfahren wollte, unterbrachen ihn die Kinder aber, und verteilten sich in Sekundenschnelle so um, dass sowohl ich als auch mein Fahrrad doch noch irgendwie genug Platz hatten. Ich fragte wo der Mann hin musste, und er antwortete Yakumo. Ich sagte ihm den Namen meiner Unterkunft, und er kannte tatsächlich den Besitzer!
Nach einer knappen Stunde Fahrt, gefüllt mit einer Fragestunde für mich und Englischtraining für die Kinder, erreichten wir schließlich das Hotel. Nach kurzem Kontakteknüpfen per Facebook checkte ich ein, und nutzte umgehend die örtliche Sushi-Bar sowie das eingebaute Onsen aus. Bonuspunkte für das Onsen: Dort standen allen ernstes Steinstatuen von Pikachu und Snoopy, Sachen gibts...

Für morgen sind noch 70 km bis Hakodate vorgesehen, also die Distanz, die ich auch heute mit kaputten Beinen geschafft habe. Es gilt festzuhalten, dass hier in Yakumo praktisch kaum noch Schnee liegt, ein Trend der sich hoffentlich weiter fortsetzt. In Hakodate werde ich in den Abendstunden nach Aomori übersetzen und Hokkaido hinter mir lassen, und dann ab übermorgen das Kernstück der Reise, die Hauptinsel Honshū beginnen.

Hier das Video:

Tuesday, March 28, 2017

Tag 8: Busfahrer

Lied des Tages

Heute war einer der ungewöhnlicheren Tage. Schon beim Aufstehen machte sich mein rechtes Knie wieder deutlich bemerkbar, daher entschloss ich mich, es heute lieber langsamer angehen zu lassen und den Zug zu nehmen. Der Himmel war morgens noch klar, aber die Aussicht im Gebirge von Regenschauern durchnässt zu werden, während sich die Kniesituation durch weitere Belastung wahrscheinlich nicht verbessern würde.
Nach einem ausgiebigen Frühstück ging ich zum Bahnhof... und wurde pormpt abgewiesen. Fahrräder nur auseinandergebaut und komplett eingepackt. Und in meinem Fall selbst dann wahrscheinlich nicht, da das Gerät schlicht zu groß ist. Das ging so ziemlich gegen alles, was mir meine japanischen Kontakte, Reiseberichte im Internet und die Angestellten des Hotels (vorm Bahnhof) erzählt hatten, also habe ich wohl einen besonders strikten Kontrolleur erwischt. Die Alternative waren Busse, aber auch hier musste erstmal lange verhandelt werden, bis ich schließlich an Bord gelassen wurde. Dank der Hilfe der örtlichen Touristeninfo wurde ich aber schließlich doch noch hineingelassen.
Im Bus traf ich auf Tadashi, einen japanischen Reisenden. Er musste nach kurzer Zeit wieder aussteigen, hinterließ mir jedoch seine Kontaktdaten und empfahl mir, mich in Tokio (seinem Wohnort) mal zu melden.


Der Rest der Fahrt war recht ereignislos, was mich tatsächlich ein wenig frustrierte. Der groß angekündigte Regen entpuppte sich als 2 kleine Schauer, und die Strecke war, von 2 Anhöhen abgesehen, größtenteils flach. An und für sich wäre es letztendlich also kein Problem gewesen, die gesamte Strecke zu radeln, dachte ich. Beim Aussteigen in Kutchan und den 7 km zu meiner Unterkunft belehrte mich mein Knie jedoch wieder eines besseren.



Ich musste ziemlich einseitg fahren, aber ich erreichte die Unterkunft doch deutlich früher als angenommen. Nach ein paar Soba-Nudeln zum Mittag freundete ich mich sehr schnell mit der örtlichen Crew der Lodge an. Im Austausch gegen etwas Medizin erzählte ich ihnen von meinen letzten Reisen (anscheinend war das Thema des Tages vor meiner Ankuft die Route 66). Gegen Abend wurde ich von den Angestellten zum Essen eingeladen, jeder hatte ein wenig vorbereitet, und es gab eine ordentliche Sammlung an Leckereien.


Es folgten ein paar interessante Gespräche über Anime, YouTube und Filme, sowie ein paar Runden Switch... Hätte wirklich nicht erwartet, so eine bunte Runde zu treffen und so schnell mit eingebunden zu werden. Es ist irgendwie schade, dass ich morgen weiter muss, aber ich habe einen Flug in Nagasaki zu erwischen... Nichtsdestotrotz, der Gedanke hier etwas mehr Zeit zu verbringen ist echt attraktiv, die Menschen sind supernett, die Landschaft super, und anscheinend kann man hier ausgesprochen gut Skifahren. Ich komme sicher eines Tages wieder zurück, so viel steht fest!

Morgen muss ich irgendwie 110 km bis nach Yakumo schaffen. Einerseits habe ich gestern erst 107 gemacht, andererseits ist das Gelände morgen wahrscheinlich hügeliger, und irgendwas sagt mir, dass mein Knie morgen immernoch keine Ruhe geben wird. Diesmal gibt es auf den ersten Blick aber wohl keine Ausweichmöglichkeiten wie Bus und Bahn. Nach dem heutigen Ausruhen sollte ich also besser genug Energie haben, um das durchzuziehen.

Hier natürlich noch das Video (aufgrund der Situation diesmal etwas kürzer):

Monday, March 27, 2017

Tag 7: Der lange Weg nach Otaru

Lied des Tages

Der heutige Tag startete mit einem ziemlich traditionellen japansichen Frühstück, komplett mit Matten auf dem Boden und niedrigen Tischen und Stühlen, das erste mal auf dieser Reise (irgendwas sagt mir aber, dass es sicher nicht das letzte mal war). Voll auskosten konnte ich die Atmosphäre leider nicht, da ich wegen der Länge der Etappe möglichst früh los musste.
Der Plan war simpel genug, einfach den Flüssen bis zur Küste folgen, danach die Küste entlang bis Otaru. Im wesentlichen also einfach die Küste nördlich von Sapporo abfahren. Der Haken lag lediglich an den 107 km Distanz, was ein gutes Stück über den letzten Etappen lag.
Die Strecke war größtenteils Eben, und auch das Wetter spielte wie angekündigt gut mit, wenig Wind und Wolken, viel Sonne.



Und anscheinend ist es so kalt, weil jemand den Kühlschrank eine ganze Weile offen gelassen hat (aber mal im Ernst, wieso liegt so ein 2-Meter Gerät am Straßenrand?).
Anfangs kam ich zeit- und kilometermäßig gut voran, wurde aber im Laufe des Tages immer langsamer. Einerseits, da mir wieder nach und nach die Wärme ausging, andererseits (und hauptsächlich) weil sich mein rechtes Knie heute mit ordentlichen Schmerzen bemerkbar machte. Ich habe es aber so gut es ging ignoriert und bis zum Ende durchgezogen. Zwischenzeitlich passierte ich Ishikari, welches praktisch fließend in Sapporo übergeht und auch dementsprechend ausgeschildert war:



Jedoch hatte ich nicht die Zeit, das Zentrum von Sapporo zu erkunden. Das wäre zwar eine mögliche Alternativroute gewesen, die aber mitten durch ein paar unangenehm aussehende Gebirgspässe und ein ausgesprochen teures Skiressort geführt hätte. Ich komme bestimmt irgendwann mal wieder, dann aber wahrtscheinlich mehr als standardmäßiger Tourist.
Kurz darauf erreichte ich die Küste, und inzwischen waren meine Kraftreserven fast aufgbraucht und die Sonne stand schon tief am Himmel. Zudem war die Küste relativ zerfurcht, dementsprechend kamen auf die letzten 20 km noch einige Hügel auf mich zu.
Irgendwie habe ich es dann doch noch geschafft, aber bis ich im Hotel war, war die Sonne schon eineganze Weile untergegangen. Ich konnte mich mit einer ordentlichen Portion Ramen um die Ecke wieder aufwärmen, das im Hotel inbegriffene Onsen tat sein übriges.


Zu guter letzt werde ich vor dem Schlafengehen noch die gratis Soba-Nudeln testen, dann ist der Regeneration genüge getan.
Dennoch lassen mir die nächsten beiden Etappen graue Haare wachsen, es geht morgen wieder ins Gebirge, und übermorgen bei einer Distanz von ca 110 km wieder heraus. Gemessen daran, dass das heute schon unter guten Gelände und Wetterzuständen eine ziemlich knappe Angelegenheit war, stellen sich mir schon Fragen bezüglich der Machbarkeit... Das einfachste wäre wohl, erstmal nach Oshamanbe zu fahren und dann zu schauen wie es aussieht.
Aber dafür muss ich erstmal die morgige Etappe schlucken, und das ist auch ein Kaliber. Die Distanz nach Kutchan ist mit ca 70 km deutlich zuvorkommender, die Gebirgigkeit macht das ganze zwar nicht einfacher, aber auch nicht unmöglich. Nein, das Problem liegt am Wetterbericht: Auf der gesamten Strecke ist über den ganzen Tag Regen angekündigt. Bei Temperaturen zwischen 3 und 5 Grad könnte mir das sehr schnell die Tour komplett ruinieren, insbesondere da es ohnehin kaum Ortschaften zwischen Start und Ziel gibt, und diese keine plausiblen Unterkünfte haben. Ergo wäre es eine "alles oder nichts" Frage... Ich werde mir morgen erstmal ein Bild über den Regen sowie den Zustand meiner Beine machen und dann entscheiden. Ein Tag zum regenerieren wäre nach der Kälte und den Bergen bisher echt nicht verkehrt, aber leider habe ich (wenn überhaupt) gerade genug Zeit, um in Tokio eine Pause einzulegen, nicht vorher.

Hier wieder das tägliche Video:

Sunday, March 26, 2017

Tag 6: Das Tal herab

 Lied des Tages

Die heutige Tour war kurz, um es auf den Punkt zu bringen.
Auf Grund der niedrigen Distanz bin ich heute morgen ein wenig später gestartet, und die Strecke war im wesentlichen genau wie erwartet. Die Straße folgte, mit einigen Brücken und zwei überraschend langen Tunneln, dem Verlauf des Sorachi Flusses. Das Wetter war wieder kooperativ, wenn auch bewölkter als gestern. Man konnte ziemlich gut erkennen wie im Laufe des Tales die umliegenden Berge nach und nach immer niedriger wurden, aber nie ganz verschwanden.
Das Highlight des Tages war definitiv Ashibetsu. Ein nicht allzu großer Ort, auf den Landkarten sehr unscheinbar, jedoch konnte man schon von weitem sehen, was diese Stadt ungewöhnlich machte. Eine riesige Buddha-Statue (Anscheinen Kannon, um genau zu sein) ragt auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses, direkt neben einer Pagode, über der Stadt empor.


In dem Moment konnte ich natürlich nur kurz innehalten und ein paar Beweisfotos schießen, aber im Hotel angekommen hatte ich Zeit, ein Minimum an Nachforschungen anzustellen. Anscheinend ist diese Statue die zehntgrößte Statue der Welt (bei ihrer Einweihung war es die größte Statue weltweit), und ist tatsächlich nicht so alt wie man meinen sollte. Es war wohl Teil eines Tourismusprojektes in den 70ern, aber alle beteiligten Firmen sind Pleite, und das Gelände ist inzwischen praktisch verlassen. Nichtsdestotrotz hätte ich nie gedacht, das so ein versteckter Ort einmal so gewaltige Ambitionen bezüglich Tourismus hatte. Andererseits erinnert mich die Geschichte doch ein klein wenig an den Nürburgring in der Heimat.
Für die jenigen die es interessiert, hier gibt es mehr Infos in Englischer Sprache und Bilder vom inneren der Statue. Eigentlich schade, im Nachhinein hätte ich doch die Zeit gehabt, mir das ganze aus der Nähe anzuschauen.
Die restliche Strecke war im Vergleich dazu eher unspektakulär. Bei Ashibetsu ging es nochmal einen kleinen Hügel hoch, danach war es bis Takikawa wieder eben, jedoch wurden wieder Berge in der Distanz erkennbar, die letzten vor dem Meer. Ich erreichte meine Unterkunft bereits um 14:30, und auch wenn noch Zeit und Kraftreserven vorhanden waren, konnte ich nicht weiterziehen (1. war das Hotel schon gebucht, 2. gab es bis vor Sapporo keine Unterkünfte mit realistischen Preisen).
Morgen muss ich also die vollen 107 km bis Otaru wegstecken. Theoretisch sollte das machbar sein, da die Strecke zunächst parallel zu den Bergen weiter Flüssen folgt, und gegen Ende direkt an der Küste verläuft. Laut Wetterbericht soll es weitestgehend sonnig werden, mit beinahe sommerlichen Höchsttemperaturen von 7 Grad (hey, das ist eine ganze Ecke besser als 3 oder 4).
Takikawa selbst ist relativ groß, aber dafür sehr verschlafen. Der Tourismus findet eher in den Skigebieten im Osten (schon durchquert) oder Südwesten (kommt in ein paar Tagen) sowie Sapporo statt, dementsprechend ist hier (ohne größere Berge) praktisch nichts los, und die Angebote für Touristen wie mich sind eher begrenzt. Ich habe es geschafft, mir in einem kleinen Einheimischen Laden eine Portion Butadon zu besorgen, es war lecker, konnte aber nicht mit dem Original aus Obihiro mithalten (und Obihiro ist anscheinend wirklich die Hauptstadt des Butadon), dafür gab es mehr Beilagen. Jedes mal komme ich nicht drumherum, mich über die Absurdität der Situation zu amüsieren... hätte nie gedacht, dass ich in meinem Leben mal in versteckten Eckläden in den hintersten Winkeln Japans die einheimische Küche testen würde, aber so spielt das Leben.
Ansonsten wäre noch zu erwähnen, dass meine Hüfte seit gestern nicht wirklich besser geworden ist, aber zum Glück auch nicht schlimmer. Solange ich radle merke ich tatsächlich nichts, nur Gehen sieht jetzt etwas seltsam aus, und beim Anziehen von Schuhen und Socken fühle ich mich 70 Jahre über meiner Zeit. Ich denke mal, dass das Ganze sich nicht verschlimmert, solange ich nicht wieder brachiale Distanzen schieben muss, und mit bequemerem Schuhwerk und wärmeren Temperaturen wird es im Laufe der Zeit sicher abklingen. Doch bis das passiert muss ich unter anderem noch zwei 100+ km Etappen schaffen und das große Skigebiet hinter Sapporo durchfahren (Also nein, das waren heute nicht die letzten schneebedeckten Berge, da kommt noch eine Zugabe).

Hier noch das Video (die Statue kann man ab 2:48 in der Distanz sehen):

Saturday, March 25, 2017

Tag 5: Bergsteiger

Lied des Tages

Heute war, vor allem im Vergleich zu den letzten Tagen, ziemlich ungewöhnlich. Einerseits musste ich mein Fahrrad insgesamt ca 20 km schieben, um 2 Gebirgsketten zu überwinden, und dementsprechend sind meine Gelenke im Moment so zerschlissen, dass ich kaum noch geradeaus laufen kann. Andererseits hatte ich schon sehr, sehr lantge nicht mehr so viel Spaß wie heute.
Der Tag ging auf Grund meiner gestrigen Übernachtungsmöglichkeit ein Stück hinter Shintoku los, das nächste Bisschen Zivilisation würde mich nach 30 km erwarten, Minamifurano um genau zu sein.
Direkt nach der ersten weitläufigeren Kurve ging es schon bergauf, ich habe gestern wohl die Ebenen vollständig ausgereizt. Nach einer weile beschloss ich vorerst zu schieben, um meine Kräfte aufzusparen. Das Wetter hätte nicht viel besser sein können, praktisch durchgehend Sonne, mit leichter Bewölkung zum Tagesende hin. Wind? Diesmal praktisch nicht vorhanden, mit Ausnahme der Gipfel natürlich. Nach 3 Stunden hatte ich die erste Bergkette erklommen, und konnte eine beeindruckende Aussicht auf meine bisher zurückgelegte Strecke genießen.


Danach folgte einer der Hauptgründe, warum ich Fahrrad fahre anstatt zu wandern: Jeden Meter, den es hoch geht, geht es irgendwann wieder runter. Die Abfahrt tat (mit Ausnahme des Windchill der an mir nagte) ausgesprochen gut, und nun sah man auch die zentralen Gipfel des Gebirges in der Mitte Hokkaidos.
Ich erreichte zügig Minamifurano und konnte meine Vorräte auffrischen und ein wenig Snacken. Während ich meine Sachen wieder zusammenräumte wurde ich von einer Frau mittleren Alters angesprochen. Sie dachte ich würde Hokkaido durchqueren wollen, und ich klärte sie (so gut ich eben konnte) über meine Pläne bezüglich Nagasaki auf. Sie informierte mich (so gut sie eben konnte) dass auf meiner Route ein weiterer Anstieg bevorstand. Es fielen die Schlagwörter "Sugoi!" "Ganbatte!" und zu guter letzt "Faito!". Tatsächlich war das nicht das erste mal, dass ich eine solche Konversation hatte.
Der nächste Anstieg folgte kurze Zeit später, und auch wenn es nicht ganz so hoch hinaus ging wie beim ersten mal, zog es sich doch hin, insbesondere da sich mein linkes Hüftgelenk seit dem ersten Anstieg deutlich bemerkbar machte. Es stellt sich heraus, dass man beim Schieben eines schwer beladenen Trekkingrads mit dicken Winterschuhen keine so gerade Körperhaltung hat.
Nach dem Anstieg folgte die obligatorische Abfahrt, und es ging geradeaus auf ein imposantes Bergmassiv zu. Kurz zuvor bog die Straße zum Glück ab, und man sah am Horizont schon das Ende dieser Berge.



Morgen werde ich (laut Plan) einem Fluss bis kurz vor die Mündung folgen, der Weg sollte also eben sein (und außerdem kürzer als heute).
In Furano angekommen testete ich natürlich sogleich die örtliche Küche (TripAdvisor sei an dieser Stelle gedankt). In dem kleinen aber feinen Laden, in dem ich mich wiederfand, gab es ausgesprochen leckere Flame Grilled Ribs, die mit den Worten "It's showtime" vor den Augen aller Gäste flambiert wurden. Ich für meinen Teil konnte zumindest den Chefkoch leicht beeindrucken, indem ich die beiden größten Fleischgerichte auf der Karte hintereinander verspeiste.
Das heiße Bad im Hotel tat sein übriges, und auch wenn es noch nicht ganz auf 100% ist, so fühlen sich meine Beine jetzt bedeutend besser an.
Jetzt noch ein wenig entspannen, und dann geht's auch schon ins Bett.

Zum Abschluss noch das Video, diesmal sogar mit Szenerie und Abfahrten:

Friday, March 24, 2017

Tag 4: Fußgänger

Lied des Tages

Heute war... deutlich anstrengender als gedacht. Irgendwie zeichnet sich hier langsam ein Muster ab.
Es ging eigentlich recht vielversprechend in Obihiro los, das Hotel hatte ein super Frühstück und die Straßen waren praktisch Schneefrei und trocken.


Die Sonne schien, und nur am Horizont zeichneten sich Wolken über den immer näherkommenden Bergen ab. Der Weg aus der Stadt heraus ging ziemlich zügig, und die Straßen waren kontinuierlich eben. Zunächst hielt ich auf die Berge zu, aber kurz zuvor knickte die Straße nach rechts ab, um parallel zur Gebirgskette nach Norden zu verlaufen.





An und für sich waren die Bedingungen zum Fahrradfahren ideal, vor allem im Vergleich zu den letzten Tagen, mit einer Ausnahme...
Konstanter, massiver Gegenwind. Die grundlegende Windgeschwindigkeit schwankte zwischen 20 und 30 km/h, von Böen ganz zu schweigen. Das ganze wurde durch die ebene Landschaft und den Fakt, dass es weder Bebauung noch Bewaldung gab nur verschärft. Da es auf der gesamten Strecke keine Rastmöglichkeiten gab, musste ich wieder einmal mit meinen Vorräten haushalten. Man konnte insgesamt kaum Pausen zum Essen/Trinken/Kartenlesen machen, da beim stehenbleiben der Wind sofort die Wärme aus einem heraussaugt, und ohne Tankstellen oder sonstige Essgelegenheiten gab es keine Optionen, einmal verlorene Wärme wiederzugewinnen. Die Böen brachten mich mehrmals fast aus der Balance, und ich war teilweise gezwungen, abzusteigen und auf gerader Strecke zu schieben. Ironischerweise machte das aber unterm Strich keinen Unterschied, da ich grundsätzlich nur mit Schrittgeschwindigkeit vorankam.
Zwischenzeitlich fand ich mich zwischen 2 Hügeln wieder, und konnte kurz (im Stehen) rasten.


Meine erste warme Mahlzeit nach dem Frühstück (also praktisch mein Mittagessen) hatte ich erst gegen 16 Uhr, kurz vor meinem Ziel. Ich hätte nie damit gerechnet, 7 Stunden für 54 km zu brauchen, erst recht ohne nennenswerte Pausen, geschweige denn am Ende wieder so geschafft zu sein...
Meine heutige Unterkunft ist sehr angenehm, wenn auch leicht überteurt. Es handelt sich um eine Schaffarm, und dementsprechend gab es auch Schaffleisch zum Abendessen. Die Menschen hier sind wieder einmal enorm hilfsbereit, und ich konnte mir ein wenig Hilfe bei kommenden Schwierigkeiten zusichern.



Ich muss zugeben dass mir die Kargheit der Landschaft doch langsam zu schaffen macht. In den Ortschaften (wenn man den welche findet, was selten genug vorkommt) ist niemand auf der Straße, und zwischen Städten sind nur vereinzelte Farmen, bei denen es oft schwer ist abzuschätzen, welche verlassen sind und welche noch in Betrieb. Selbst was die Tierwelt angeht ist Ebbe, ich sehe am Tag vielleicht 5 Krähen, sonst kreucht und fleucht hier absolut nichts. Erinnert mich alles irgendwie an die Wüste, aber mit noch unangenehmeren Temperaturen. Schwer zu glauben, ich weiß. Aber die Menschen die man hier findet sind die nettesten überhaupt, kann es nicht oft genug sagen.
Die morgige Tour wird mit etwas über 70 km eine Ecke länger als die heutige, und die Landschaft wird diesmal definitiv gebirgig, potential für Ärger ist also genug da. Angeblich soll es jedoch weniger windig werden, und falls Schnee fällt, dann nur leicht. Ich fange jedoch langsam an, den Wetterberichten zu misstrauen.

Hier noch das Video des Tages:

Thursday, March 23, 2017

Tag 3: Härtetest

Lied des Tages

Der heutige Tag ging nicht ganz optimal los. Ich stehe auf, schaue aus dem Fenster und sehe: Es schneit schon wieder. Zum Glück war es nur leicht, und hat kurz nach 8 aufgehört, meine Fahrt wurde also nur leicht verzögert.
Kushiro hat sich seit gestern nicht besonders verändert, immernoch nasse Straßen voller Schneematsch. Das Wetter verbesserte sich jedoch stetig, und als ich die (überraschend weitläufige) Stadt verließ, sah man sogar etwas blau am Himmel.
Mein Weg folgte zunächst der Küste (gespickt von erschreckend vielen Tsunami-Warnschildern), wobei es nach 50 km stetig ins Landesinnere ging. Hier gingen die Probleme los. Der Himmel zog sich zu, und was zunächst als leichter Schneefall begann verschärfte sich immer weiter, bis die Sichtweite auf ca 200 m reduziert war. Zusätzlich zu dem Mangel an Sonne und der leichten Durchnässung durch den Schnee führte das verlangsamte vorankommen (es ging ordentlich bergauf) zu einem überraschend starken Wärmeverlust. Selbst alle Zwiebelschichten meiner Kleidung zu verwenden konnte dem nur kurzfristig Widerstand leisten. Stehenbleiben war jedoch keine wirkliche Option, da es keine effizientere Möglichkeit gibt, vollständig auszukühlen weswegen ich heute wengier Pausen zum Essen und keine Zwischenstops für Fotos gemacht habe, sorry... (Aber es gibt genug Videomaterial)
Nach 2 Hügeln war ich anscheinend in einer anderen Wetterzone, den der Schnee war plötzlich weg und die Sonne kam raus. Trotz leichtem frieren und hügeliger Landschaft ließ es sich so erstaunlich gut fahren.
Nach einiger Zeit ließen die Hügel nach (die Sonne blieb aber), doch stattdessen wehte nun ein überraschend starker Gegenwind. Da meine Klamotten von außen (Schnee) und von innen (Schweiß) leicht angefeuchtet waren, war der Effekt deutlich spürbar, man konnte aber noch voran kommen, wenn auch langsam. Und da sind wir am Problem... die heutige Strecke war mit 120 km vergleichsweise recht happig angesetzt, in Amerika (im Sommer) war das jedoch mein täglicher Durchschnitt. Hier sorgte mein verlangsamtes Vorankommen (und die Rückkehr der Hügel, inzwischen mit Bergen im Hintergrund) dafür, dass ich um 17 uhr immernoch ein ganzes Stück von Obihiro entfernt war. Die Schatten wurden immer länger, und gegen halb 6 verschwand die Sonne entgültig hinter den Hügeln, während erneut Wolken aufzogen. Ich war inzwischen auf Schieben reduziert, da ich nicht mehr die Energie hatte, die Hügel hochzufahren, und ohne die Sonne und schnelle Bewegung fiel meine Körperwärme nur noch schneller. 20 km vor Obihiro wurden meine Füße bedenklich taub, und ich beschloss (schon wieder...) fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich winkte einen Pritschenwagen an, und als der Fahrer mir mitteilte, dass er auch nach Obihiro fährt, lud ich mein Fahrrad auf. Er brachte mich bis ans Hotel und verweigerte jegliche Kompensierung... Das Land mag vielleicht kalt sein, aber die Leute... so viel Hilfsbereitschaft habe ich selten erlebt.

Im Hotel angekommen wärmte ich mich erstmal auf und ging kurze Zeit später in die Stadt, um mir die erste richtige warme Mahlzeit des Tages zu gönnen. Laut Tripadvisor gab es um die Ecke einen beeindruckend guten Butadon-Laden, und den habe ich natürlich sofort getestet.


Ergebnis: Es wird dem Ruf gerecht!

Danach testete ich noch das im Hotel verfügbare Onsen, und auch wenn es nicht gerade riesig war bin ich dennoch begeistert. Werde mich in Zukunft definitiv aktiver nach sowas umschauen (und nein, davon gibt's keine Fotos, sorry Leute).
Ich habe mich also ziemlich gut von diesem anstrengenden Tag erholen können, und sollte fit genug sein um morgen die deutlich kürzere Strecke nach Shintoku zu schaffen. Im allgemeinen sind die nächsten paar Strecken alle unter 100 km, ich sollte also hoffentlich ohne fremde Hilfe zurecht kommen (solange das Wetter mitspielt), ich will ja schließlich nicht die Grenzen der Gastfreundlichkeit hier ausloten.
Abschließende Gedanken: Wenn man daran zurück denkt, dass ich in der Mojave-Wüste fast 170 km geschafft habe, und heute bei 100 km aufgeben musste... Ich glaube die Sarden-Gene haben bei mir eindeutig stärker durchgeschlagen, was auch immer das zu bedeuten hat.

Zu guter Letzt hier noch die Zusammenfassung:

Wednesday, March 22, 2017

Tag 2: Eingeschneit


 Lied des Tages

Heute war der Tag, an dem die Reise wirklich losging... soweit die Theorie. Praktisch bin ich aufgewacht, habe aus dem Fenster geschaut und folgendes gesehen:


Schnee, und zwar eine Menge, und es fiel immer weiter. Laut verschiedener Wetter-Apps waren zwischen 2 und 6 cm angekündigt. Um 7 Uhr lagen schon weit über 10, und es wurde nicht besser. Die Leiterin der Pension ging schon davon aus, dass ich den Tag im Haus verbringen würde, jedoch habe ich (da die Auswahl an Rastpunkten in Hokkaido extrem beschrenkt ist) bereits für die nächsten Tage Unterkünfte gebucht, sodass ich wohl oder übel aufbrechen musste. Dies schien bei dem Wetter jedoch so gut wie unmöglich.
Mir wurde ein Bus nach Kushiro nahegelegt, und die Möglichkeit, mein Fahrrad mit dem Wagen der Leiterin zur (etwas weiter entfernten) Haltestelle geliefert zu bekommen. Schweren Herzens sagte ich zu. In allen meinen bisherigen Reisen musste ich noch nie eine Tagestour überbrücken, und hier passiert es direkt am ersten Tag... Hokkaido hats echt in sich.


Trotz meiner etwas beschränkten Kommunikationsfähigkeiten gelang es dann, ein Ticket zu holen und den Bus mit dem Fahrrad zu beladen. Wir hatten inzwischen schon 10:40 Uhr, und der Schneefall hat in der Zwischenzeit nicht nachgelassen, sondern sogar leicht an Intensität gewonnen.









Ich habe versucht mir während der Fahrt ein Bild von den Straßenverhältnissen zu machen, um einschätzen zu können wie weit ich im Falle eines Falles hätte kommen können. Letztendlich bin ich mir immernoch nicht sicher, aber ein paar Dinge sind mir schon aufgefallen. Innerhalb der Ortschaften gibt es absurd hohe Anzahlen an Räum- und Geländefahrzeugen, die die Straßen zumindest relativ frei gehalten haben. In den Fahrrillen hätte ich Innerorts voran kommen können. Außerorts war es meistens ähnlich, in manchen Streckenabschnitten war die Straße jedoch wirklich komplett zugeschneit. In den Momenten war aber auch meist ein Räumfahrzeug nicht weit. Das Gelände war hügelig, aber alles im Bereich des Möglichen.
An und für sich wäre das also machbar gewesen, wenn auch sehr langsam... Zumindest wenn das alles gewesen wäre. Der Schneefall hat sich bis knapp 13 Uhr gehalten, und zwischen Nakashibetsu und Kushiro gab es keine Möglichkeiten zur Rast. Mit anderen Worten: Der Schnee hätte mich trotz Winterklamotten doch früher oder später durchnässt, und da es keine wirklichen Möglichkeiten zum Ausruhen oder Aufwärmen gab, wären die 90 km vielleicht doch sehr haarig geworden. Das ist jedoch alles hypothetisch...
Der Bus hatte gegen 13 Uhr ziemlich im Zentrum von Kushiro Endstation. Ich hatte noch etwas mehr Zeit als gedacht., also entschied ich mich, eine kleine Tragbare Festplatte zu holen, da die Fotos und Videos schon recht schnell am Speicher meines kleinen Netbooks nagten (selbstverständlich habe ich eine tragbare Festplatte mitgenommen, aber die hat natürlich den Geist aufgegeben). Also ging es erstmal durch die verschneite Stadt (die übrigens deutlich weniger ausgestorben ist als Nakashibetsu) zu einem Elektronikgeschäft, dann in die entgegengesetzte Richtung zum Hotel, insgesamt fast 10 km. Nachdem der Schneefall aufgehört hat, kam inzwischen sogar die Sonne raus. An und für sich angenehm, aber nun standen die Straßen praktisch unter Wasser. Auch wenn ich dank meiner guten Schuhe fast nichts von meinen nassen Füßen gemerkt habe... ich habe es doch gemerkt. Das Hotel ist tatsächlich überraschend edel, trotz vergleichsweise günstigen Tarifen. Es ist wohl einfach nicht Saison hier schätze ich.


Im Hotel musste ich schnell feststellen, dass die neue Festplatte auch nicht funktioniert... Also nochmal in den Sattel, wieder zum Elektrogeschäft, Situation erklärt, Adapter bekommen der das Problem (so gut wie) löst, und wieder zurück.


Nach einem (im Vergleich zu gestern) etwas kleinerem Abendessen bin ich so gut wie vorbereitet für die Fahrt morgen, 120 km nach Obihiro. Angeblich soll das Wetter besser sein als heute. Wenig bis gar kein Schnee, Temperaturen im postiven Bereich, wenig Wind. Dafür wird die Landschaft gebirgiger. Ich werde morgen sehen was genau dahinter steckt, aber bis dahin hier nochmal die Zusammenfassung:


Tuesday, March 21, 2017

Tag 1: Vielflieger

Lied des Tages

Leider gab es diesmal einen etwas längeren Gap zwischen den Posts, was daran liegt dass ich seit dem letzten Eintrag knapp 27 Stunden in Flughäfen und Fliegern verbracht habe.


Es ging planmäßig um 7:25 von Frankfurt nach London, wo ich etwas verspätet auch ordentlich frühstücken konnte.


Nach ein 2 kurzen Stunden Wartezeit ging es dann weiter in den 12 Stunden  (Plus 8 Stunden Zeitverschiebung) Flug nach Tokio. Die Zeit habe ich mit dem Bordkino totgeschlagen (Arrival, Moana, La La Land), aber beim dritten Film schlief ich für den Rest der Reise ein. 

Da es in Tokio einen Fliglinienwechsel gab und dies mein erster Aufenthalt in Japan war, musste ich erstmal meine Koffer abholen, öffnen und wieder einchecken. Bei 4 Stunden Aufenthalt ging das aber auch recht geschmeidig. Danach kam der letzte Flieger, von Tokio nach Nakashibetsu, den Osten von Hokkaido. Der Flieger war klein und alles andere als voll, aber dennoch waren es mehr Passagiere als ich erwartet hätte.

 
Der Flughafen Nakashibetsu war genau wie ich es erwartet hatte: Umgeben von Schnee und ziemlich winzig (1 Landebahn). Dankbarerwesie unterstützte mich die hiesige Informationsfrau Tatkräftig beim Zusammenbau meines Drahtesels. Im großen und ganzen hat das auch wunderbar geklappt, jedoch eiert mein Vorderrat ein klein wenig. Mehrmaliges aufpusten hat den Effekt zwar minimiert, aber ein bisschen merkt man es immernoch (wenn man genau drauf achtet). Die Vorderbremsen ein klein wenig weiterzustellen hat das Problem aber praktisch irrelevant gemacht. Mein Verdacht wäre, dass der Reifen (alt) sich schon auf mein altes Vorderrad eingefahren hat, und da dieses vor der Reise ersetzt wurde, ist die Anpassung asynchron. Theoretisch sollte sich dadurch der Verschleiß ein wenig erhöhen, der Effekt sollte aber vernachlässigbar sein, wenn sich der Reifen nicht sogar doch mit der Zeit anpasst. Falls es jedoch schlimmer wird, sollte es mindestens bis Sapporo halten, voher könnte es schwierig werden, brauchbaren Ersatz zu finden. 
Die Reise zur heutigen Unterkunft (mit Umweg zum nahegelegenen Seven Eleven) verlief abgsehen von kalten Finger- und Zehenspitzen ohne Probleme, aber davon könnt ihr euch auch selbst überzeugen:



Jetzt bin ich nach einem ausgiebigen Abendessen kaputt genug, um hoffentlich ohne größeren Jetlag bald einschlafen zu können.
Die morgige Etappe führt nach Kushiro und ist mit 90 km etwas happiger angelegt, wenn auch unter meinem eigentlichen Schnitt. Bei den Konditionen hier ist es aber sicherer, erstmal kleinere Brötchen zu backen.