Sunday, March 26, 2017

Tag 6: Das Tal herab

 Lied des Tages

Die heutige Tour war kurz, um es auf den Punkt zu bringen.
Auf Grund der niedrigen Distanz bin ich heute morgen ein wenig später gestartet, und die Strecke war im wesentlichen genau wie erwartet. Die Straße folgte, mit einigen Brücken und zwei überraschend langen Tunneln, dem Verlauf des Sorachi Flusses. Das Wetter war wieder kooperativ, wenn auch bewölkter als gestern. Man konnte ziemlich gut erkennen wie im Laufe des Tales die umliegenden Berge nach und nach immer niedriger wurden, aber nie ganz verschwanden.
Das Highlight des Tages war definitiv Ashibetsu. Ein nicht allzu großer Ort, auf den Landkarten sehr unscheinbar, jedoch konnte man schon von weitem sehen, was diese Stadt ungewöhnlich machte. Eine riesige Buddha-Statue (Anscheinen Kannon, um genau zu sein) ragt auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses, direkt neben einer Pagode, über der Stadt empor.


In dem Moment konnte ich natürlich nur kurz innehalten und ein paar Beweisfotos schießen, aber im Hotel angekommen hatte ich Zeit, ein Minimum an Nachforschungen anzustellen. Anscheinend ist diese Statue die zehntgrößte Statue der Welt (bei ihrer Einweihung war es die größte Statue weltweit), und ist tatsächlich nicht so alt wie man meinen sollte. Es war wohl Teil eines Tourismusprojektes in den 70ern, aber alle beteiligten Firmen sind Pleite, und das Gelände ist inzwischen praktisch verlassen. Nichtsdestotrotz hätte ich nie gedacht, das so ein versteckter Ort einmal so gewaltige Ambitionen bezüglich Tourismus hatte. Andererseits erinnert mich die Geschichte doch ein klein wenig an den Nürburgring in der Heimat.
Für die jenigen die es interessiert, hier gibt es mehr Infos in Englischer Sprache und Bilder vom inneren der Statue. Eigentlich schade, im Nachhinein hätte ich doch die Zeit gehabt, mir das ganze aus der Nähe anzuschauen.
Die restliche Strecke war im Vergleich dazu eher unspektakulär. Bei Ashibetsu ging es nochmal einen kleinen Hügel hoch, danach war es bis Takikawa wieder eben, jedoch wurden wieder Berge in der Distanz erkennbar, die letzten vor dem Meer. Ich erreichte meine Unterkunft bereits um 14:30, und auch wenn noch Zeit und Kraftreserven vorhanden waren, konnte ich nicht weiterziehen (1. war das Hotel schon gebucht, 2. gab es bis vor Sapporo keine Unterkünfte mit realistischen Preisen).
Morgen muss ich also die vollen 107 km bis Otaru wegstecken. Theoretisch sollte das machbar sein, da die Strecke zunächst parallel zu den Bergen weiter Flüssen folgt, und gegen Ende direkt an der Küste verläuft. Laut Wetterbericht soll es weitestgehend sonnig werden, mit beinahe sommerlichen Höchsttemperaturen von 7 Grad (hey, das ist eine ganze Ecke besser als 3 oder 4).
Takikawa selbst ist relativ groß, aber dafür sehr verschlafen. Der Tourismus findet eher in den Skigebieten im Osten (schon durchquert) oder Südwesten (kommt in ein paar Tagen) sowie Sapporo statt, dementsprechend ist hier (ohne größere Berge) praktisch nichts los, und die Angebote für Touristen wie mich sind eher begrenzt. Ich habe es geschafft, mir in einem kleinen Einheimischen Laden eine Portion Butadon zu besorgen, es war lecker, konnte aber nicht mit dem Original aus Obihiro mithalten (und Obihiro ist anscheinend wirklich die Hauptstadt des Butadon), dafür gab es mehr Beilagen. Jedes mal komme ich nicht drumherum, mich über die Absurdität der Situation zu amüsieren... hätte nie gedacht, dass ich in meinem Leben mal in versteckten Eckläden in den hintersten Winkeln Japans die einheimische Küche testen würde, aber so spielt das Leben.
Ansonsten wäre noch zu erwähnen, dass meine Hüfte seit gestern nicht wirklich besser geworden ist, aber zum Glück auch nicht schlimmer. Solange ich radle merke ich tatsächlich nichts, nur Gehen sieht jetzt etwas seltsam aus, und beim Anziehen von Schuhen und Socken fühle ich mich 70 Jahre über meiner Zeit. Ich denke mal, dass das Ganze sich nicht verschlimmert, solange ich nicht wieder brachiale Distanzen schieben muss, und mit bequemerem Schuhwerk und wärmeren Temperaturen wird es im Laufe der Zeit sicher abklingen. Doch bis das passiert muss ich unter anderem noch zwei 100+ km Etappen schaffen und das große Skigebiet hinter Sapporo durchfahren (Also nein, das waren heute nicht die letzten schneebedeckten Berge, da kommt noch eine Zugabe).

Hier noch das Video (die Statue kann man ab 2:48 in der Distanz sehen):

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