Thursday, March 23, 2017

Tag 3: Härtetest

Lied des Tages

Der heutige Tag ging nicht ganz optimal los. Ich stehe auf, schaue aus dem Fenster und sehe: Es schneit schon wieder. Zum Glück war es nur leicht, und hat kurz nach 8 aufgehört, meine Fahrt wurde also nur leicht verzögert.
Kushiro hat sich seit gestern nicht besonders verändert, immernoch nasse Straßen voller Schneematsch. Das Wetter verbesserte sich jedoch stetig, und als ich die (überraschend weitläufige) Stadt verließ, sah man sogar etwas blau am Himmel.
Mein Weg folgte zunächst der Küste (gespickt von erschreckend vielen Tsunami-Warnschildern), wobei es nach 50 km stetig ins Landesinnere ging. Hier gingen die Probleme los. Der Himmel zog sich zu, und was zunächst als leichter Schneefall begann verschärfte sich immer weiter, bis die Sichtweite auf ca 200 m reduziert war. Zusätzlich zu dem Mangel an Sonne und der leichten Durchnässung durch den Schnee führte das verlangsamte vorankommen (es ging ordentlich bergauf) zu einem überraschend starken Wärmeverlust. Selbst alle Zwiebelschichten meiner Kleidung zu verwenden konnte dem nur kurzfristig Widerstand leisten. Stehenbleiben war jedoch keine wirkliche Option, da es keine effizientere Möglichkeit gibt, vollständig auszukühlen weswegen ich heute wengier Pausen zum Essen und keine Zwischenstops für Fotos gemacht habe, sorry... (Aber es gibt genug Videomaterial)
Nach 2 Hügeln war ich anscheinend in einer anderen Wetterzone, den der Schnee war plötzlich weg und die Sonne kam raus. Trotz leichtem frieren und hügeliger Landschaft ließ es sich so erstaunlich gut fahren.
Nach einiger Zeit ließen die Hügel nach (die Sonne blieb aber), doch stattdessen wehte nun ein überraschend starker Gegenwind. Da meine Klamotten von außen (Schnee) und von innen (Schweiß) leicht angefeuchtet waren, war der Effekt deutlich spürbar, man konnte aber noch voran kommen, wenn auch langsam. Und da sind wir am Problem... die heutige Strecke war mit 120 km vergleichsweise recht happig angesetzt, in Amerika (im Sommer) war das jedoch mein täglicher Durchschnitt. Hier sorgte mein verlangsamtes Vorankommen (und die Rückkehr der Hügel, inzwischen mit Bergen im Hintergrund) dafür, dass ich um 17 uhr immernoch ein ganzes Stück von Obihiro entfernt war. Die Schatten wurden immer länger, und gegen halb 6 verschwand die Sonne entgültig hinter den Hügeln, während erneut Wolken aufzogen. Ich war inzwischen auf Schieben reduziert, da ich nicht mehr die Energie hatte, die Hügel hochzufahren, und ohne die Sonne und schnelle Bewegung fiel meine Körperwärme nur noch schneller. 20 km vor Obihiro wurden meine Füße bedenklich taub, und ich beschloss (schon wieder...) fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich winkte einen Pritschenwagen an, und als der Fahrer mir mitteilte, dass er auch nach Obihiro fährt, lud ich mein Fahrrad auf. Er brachte mich bis ans Hotel und verweigerte jegliche Kompensierung... Das Land mag vielleicht kalt sein, aber die Leute... so viel Hilfsbereitschaft habe ich selten erlebt.

Im Hotel angekommen wärmte ich mich erstmal auf und ging kurze Zeit später in die Stadt, um mir die erste richtige warme Mahlzeit des Tages zu gönnen. Laut Tripadvisor gab es um die Ecke einen beeindruckend guten Butadon-Laden, und den habe ich natürlich sofort getestet.


Ergebnis: Es wird dem Ruf gerecht!

Danach testete ich noch das im Hotel verfügbare Onsen, und auch wenn es nicht gerade riesig war bin ich dennoch begeistert. Werde mich in Zukunft definitiv aktiver nach sowas umschauen (und nein, davon gibt's keine Fotos, sorry Leute).
Ich habe mich also ziemlich gut von diesem anstrengenden Tag erholen können, und sollte fit genug sein um morgen die deutlich kürzere Strecke nach Shintoku zu schaffen. Im allgemeinen sind die nächsten paar Strecken alle unter 100 km, ich sollte also hoffentlich ohne fremde Hilfe zurecht kommen (solange das Wetter mitspielt), ich will ja schließlich nicht die Grenzen der Gastfreundlichkeit hier ausloten.
Abschließende Gedanken: Wenn man daran zurück denkt, dass ich in der Mojave-Wüste fast 170 km geschafft habe, und heute bei 100 km aufgeben musste... Ich glaube die Sarden-Gene haben bei mir eindeutig stärker durchgeschlagen, was auch immer das zu bedeuten hat.

Zu guter Letzt hier noch die Zusammenfassung:

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