Heute ging es wie erwartet früh los. Der Regen hatte nicht aufgehört, als ich
mein Gepäck ins Flughafentaxi bugsierte.
Wie erwartet war der Flughafen von Alta winzig, sodass ich im Handumdrehen im
Flieger nach Tromsø war. Hier war das erste Problem des Tages: Der Flieger
ging nach Oslo, mit Zwischenstopp in Tromsø. Ich bin auf dem Rollfeld
eingeschlafen und erst in letzter Sekunde ausgestiegen.
In Tromsø selbst zeigte sich schnell das zweite Problem: Der (ebenfalls recht
kleine) Flughafen wird gerade renoviert, dementsprechend waren alle Shops zu.
Für die 10 Stunden Umstiegszeit gab es also nur Kartoffelchips aus dem
Automaten. Damit es nicht zu langweilig wird gab es aber zwischendurch noch
einen Feueralarm, sodass man eine halbe Stunde draußen im Wind stehen konnte,
bis die Feuerwehr den (wahrscheinlich falschen) Alarm ausgeschaltet hatte.
Dank Switch und Handy gingen die Stunde in aber auch vorbei, und beim Gate
konnte ich mir sogar ein Panino und einen Wrap holen, sodass ich nicht ganz
vom Fleisch fiel. Kurz vor 12 war ich wieder daheim und könnte in meinem
eigenen Bett schlafen. Bis zur nächsten Reise wird es wohl wieder eine ganze
Weile dauern... Insbesondere mein altes Fahrrad hat sich eine lange Auszeit mehr als verdient.
https://youtu.be/ZsmOSHt3MmE
Heute war wie geplant ein etwas entspannterer Tag. Zum ersten Mal seit Wochen
konnte ich mir beim Frühstück den Magen vollschlagen ohne mir danach Sorgen um
meine Radfahrfähigkeit machen zu müssen. Ich konnte mich ganz entspannt auf
meinem Zimmer ausruhen, bis es dann um kurz nach 12 zum Bus nach Alta ging.
Die 4 Stunden Busfahrt verliefen unspektakulär, wobei ich sagen muss dass die
ganzen Kurven an der Küste mir doch etwas auf den Magen geschlagen haben. Das
Wetter war durchgehend sehr regnerisch, was praktisch kein Problem gewesen
wäre, wenn ich nicht die letzten 2 km zur Unterkunft mit dem Fahrrad
zurücklegen müsste. Da ich nicht in meinem Reiseoutfit im Bus sitzen wollte,
waren die 2 km dann doch etwas kalt und nass.
Im Hotel selbst warteten zum Glück sogar 2 Boxen für mein Fahrrad, wobei eine
recht klein und die andere ausgesprochen groß war. Nach einiger Schrauberei
habe ich das gute Fahrrad mit Ach und Krach in die kleine Kiste bekommen.
Danach mussten noch die Taschen umgepackt werden, bevor es zum Abendessen
ging. Heute sollte ich früh ins Bett, morgen geht es um 5 aus den Federn um
den Heimflug um 7 in der Früh zu erwischen.
Heute war erneut unerwartet anstrengend. Mit 34 km war die Strecke zwar knapp
bemessen, aber sowohl Wetter als auch Gelände waren erstaunlich hart.
Die Strecke führte aus Honningsvag über einen kleinen Berg, dann wieder runter
und schließlich auf das 307 Meter hohe Nordkap-Plateau. In Summe Platz 2 der
Höhenmeter, und Platz 1 war von der Strecke her 3 Mal so lang.
Das Wetter war schlecht und wurde nur schlechter. Es blieb den ganzen Tag
bedeckt mit leichten Schauern, aber der Wind war tückisch. Sobald es auf den
ersten Berg ging fing es an und wurde schlimmer, je weiter ich kam, bis die
Böen mit 50 km/h aus Nordosten kamen. Das Resultat war, dass ich oft zur
Straßenmitte gedrückt wurde, und in Linkskurven nach rechts lenken musste.
Jede nicht winddichte Lücke in meinen Klamotten machte sich schnell
bemerkbar.
Ich musste ca die Hälfte der gesamten Strecke schieben, definitiv mehr als 10
km zu Fuß. Unterwegs sah ich erstaunlich viele Rentiere, denen Wind und Wetter
offensichtlich deutlich weniger ausmachten als mir. Aber nach etwas über 4
Stunden war es dann soweit, halb durchgefroren war das Nordkap endlich in
Sicht.
Hier traf ich auch das Schweizer Pärchen von gestern wieder, ich konnte mich
mit ein paar Souvenirs für die Rettungsaktion revanchieren. Danach ging es
noch an den berühmten Globus für ein paar Beweisfotos.
Einziges Manko: Ich konnte kein Mitglied des Royal North Cape Club werden, da
die Mitgliedsurkunden ausgegangen waren... Ich schätze dann muss ich wann
anders nochmal wiederkommen.
Zurück zum Hotel ging es dann mit dem Bus. Hier konnte ich mich etwas
ausruhen, bis es dann zum Abendessen in die Stadt ging. Es gab Ramen
(natürlich) und gebratene Ente.
Morgen geht es dann mit dem Bus zurück nach Alta, wo ich dann alles für den
Flug übermorgen fertig machen muss.
Heute war ein problematischerer Tag als ursprünglich geplant. Die Tour ging 100
km von Olderfjord nach Honningsvag.
Der Weg folgte der E69 (nice) an der Ostküste nach Norden, hierbei ging es
durch ein halbes Dutzend Tunnel. Grundsätzlich war der Weg größtenteils flach
(mit einer Ausnahme), aber die Temperaturen waren niedrig und der Wind drehte
über den Tag hinweg mehr und mehr auf. Immerhin blieb es trocken.
Die grundlegende Problematik war eher, dass ich gestern leider nicht richtig
Mittagessen konnte, danach nicht richtig Abendessen, und Frühstück war bei
meiner Unterkunft auch nicht drin, gefolgt von keinem Mittagessen heute. Ich
habe zwar meine Vorräte, aber Bananen, Beef Jerky und Müsliriegel können nicht
dauerhaft warme Mahlzeiten ersetzen. Somit war meine Energie heute durchgehend
nicht ganz auf 100%.
Unterwegs traf ich zum ersten Mal Radwanderer in der gleichen Richtung, ein
Pärchen aus der Schweiz war ebenfalls nach Nordkapp unterwegs. Über den Tag
hinweg überholten wir uns im Wechsel, je nachdem wer gerade Pause
machte.
Das Highlight des Tages war die letzte von 4 Meeresüberquerungen der Reise.
Das Nordkap liegt nämlich auf einer Insel (Magerøya um genau zu sein). Aber
diesmal gab es keine Brücke, keinen Zug und keine Fähre. Stattdessen ging es
durch einen Tunnel, unter dem Meer hindurch. Somit kann ich Fahrradfahren
unter Wasser jetzt technisch gesehen auch von der To-Do Liste streichen.
Heute gab es aber auch den Tiefpunkt der Reise, und es war ironischerweise
nicht der Tunnel, sondern kurz davor. Ich hatte einen platten Hinterreifen.
Zugegebenermaßen kommt das nicht ganz aus dem Nichts, mir ist schon vor einer
Woche aufgefallen, dass das Profil meiner Reifen (besonders hinten) einen
immer glatteren Charakter annimmt. Ich dachte es würde noch eine Woche halten,
aber offenbar habe ich mich knapp verschätzt. Ein spitzer Stein o.Ä. ist durch
gekommen und hat den Schlauch aufgepiekst.
Aber nicht verzagen, ich habe Reparaturzeug und einen Ersatzschlauch dabei.
Jedoch fiel mir auf, dass ich meinen Reifenheber Zuhause vergessen hatte...
Nach einer halben Stunde herumhantieren mit meinem Werkzeug war der Reifen
raus, den Schlauch zu tauschen war zum Glück einfacher. Danach nur noch
aufpumpen und.... meine Pumpe war kaputt. Aber Moment! Ich habe ja zwei
Pumpen. Die zweite war auch kaputt... Zum Glück ist an dem Punkt meine Passive
geproct, immer wenn ich Pannen habe ist Hilfe nah. Das Schweizer Pärchen hatte
mich wieder eingeholt und leihte mir kurz eine Pumpe, sodass die Fahrt
weitergehen konnte. Ich hoffe man sieht sich nochmal wieder, ich muss den
beiden definitiv was ausgeben.
Der Tunnel selbst war 7 km lang, 3 km steil bergab bis man über 200 m unter
dem Meeresspiegel war, 1 km flach, 3 km steil bergauf. Danach war es zum Glück
nicht mehr weit nach Honningsvag, auch wenn noch 2 weitere Tunnel auf diesem
kurzen Stück lagen (einer davon nochmal 4 km lang).
Ich erreichte Honningsvag kurz nach 7, füllte meine Vorräte ein letztes Mal
nach und suchte schnell nach Abendessen. Nach den letzten 3 Tagen gönnte ich
mir etwas Königskrabbe, und zum Nachtisch einen Burger. Ich kann nicht genug
betonen wie hungrig ich war.
Morgen geht es endlich zum Nordkap, es trennen mich nur noch 34 km vom Ziel.
Es wird etwas hügelig, aber die Distanz sollte machbar sein, auch falls das
Wetter nicht mitspielen sollte. Solange ich spitze Steine vermeide sollten auch die glatten Reifen hoffentlich noch dieses bisschen durchhalten.
Heute war wieder ein eher anstrender Tag. Die Tour gestern ist nicht ganz
spurlos an mir vorbeigegangen, aber ich konnte Dank langem Schlaf einigermaßen
erholt starten.
Der Weg folgte praktisch von Anfang bis Ende der E6 Richtung Osten, von Alta
quer über die Halbinsel bis zur Ostküste, 110 km. Zudem war es die Etappe mit
den meisten Höhenmetern (ja, mehr als gestern). Das hieß, dass ich nach ein
paar Kilometern am Fjord wieder die Berge an der Küste hoch musste. Nach viel
Geschiebe war ich wieder auf 400 Metern Höhe, und diesmal entsprach das
Gelände eher meinen Erwartungen. Ich war in der Tundra, komplett karg und
menschenleer (und das erste richtige Funkloch der Reise).
Unterwegs sah ich immer wieder einen Helikopter, der von Baustelle zu
Baustelle pendelte. Ansonsten war es wirklich wie ausgestorben.
Das Wetter war die meiste Zeit eher trüb, es hat öfters kurz geregnet, aber
zum Glück so leicht dass es nicht wirklich eine spürbare Rolle gespielt hat.
Wichtiger war, dass es den ganzen Tag windstill war, das war echt Glück. Erst
gegen 6 kam die Sonne raus, aber es dauerte nicht lange bis sie wieder hinter
den Hügeln verschwand.
In Skaidi, dem ersten und einzigen Ort auf dem Weg, gönnte ich mir einen
Hotdog an einer Tankstelle. Da, wie sich später herausstellte, das
Hotelrestaurant geschlossen war, blieb dies auch die einzige warme Mahlzeit
des Tages. Mein Abendbrot Bestand also aus Beef Jerky und einer Banane,
immerhin.
Morgen geht es weiter nach Honningsvag, mit 100 km die letzte "richtige"
Etappe der Reise. Google Maps lässt hier fehlerhafterweise keine Fahrradrouten
zu, das heißt ich habe kein Höhenprofil zur Verfügung. Da der Weg aber
größtenteils der Küste folgt, sollte es zumindest weniger krass werden als
heute (hoffe ich).