Wednesday, September 14, 2022

Tag 29: Tunnelblick

Pride of a Nameless Hunter

Heute war ein problematischerer Tag als ursprünglich geplant. Die Tour ging 100 km von Olderfjord nach Honningsvag. 

Der Weg folgte der E69 (nice) an der Ostküste nach Norden, hierbei ging es durch ein halbes Dutzend Tunnel. Grundsätzlich war der Weg größtenteils flach (mit einer Ausnahme), aber die Temperaturen waren niedrig und der Wind drehte über den Tag hinweg mehr und mehr auf. Immerhin blieb es trocken.

Die grundlegende Problematik war eher, dass ich gestern leider nicht richtig Mittagessen konnte, danach nicht richtig Abendessen, und Frühstück war bei meiner Unterkunft auch nicht drin, gefolgt von keinem Mittagessen heute. Ich habe zwar meine Vorräte, aber Bananen, Beef Jerky und Müsliriegel können nicht dauerhaft warme Mahlzeiten ersetzen. Somit war meine Energie heute durchgehend nicht ganz auf 100%.

Unterwegs traf ich zum ersten Mal Radwanderer in der gleichen Richtung, ein Pärchen aus der Schweiz war ebenfalls nach Nordkapp unterwegs. Über den Tag hinweg überholten wir uns im Wechsel, je nachdem wer gerade Pause machte. 

Das Highlight des Tages war die letzte von 4 Meeresüberquerungen der Reise. Das Nordkap liegt nämlich auf einer Insel (Magerøya um genau zu sein). Aber diesmal gab es keine Brücke, keinen Zug und keine Fähre. Stattdessen ging es durch einen Tunnel, unter dem Meer hindurch. Somit kann ich Fahrradfahren unter Wasser jetzt technisch gesehen auch von der To-Do Liste streichen.

Heute gab es aber auch den Tiefpunkt der Reise, und es war ironischerweise nicht der Tunnel, sondern kurz davor. Ich hatte einen platten Hinterreifen. Zugegebenermaßen kommt das nicht ganz aus dem Nichts, mir ist schon vor einer Woche aufgefallen, dass das Profil meiner Reifen (besonders hinten) einen immer glatteren Charakter annimmt. Ich dachte es würde noch eine Woche halten, aber offenbar habe ich mich knapp verschätzt. Ein spitzer Stein o.Ä. ist durch gekommen und hat den Schlauch aufgepiekst. 

Aber nicht verzagen, ich habe Reparaturzeug und einen Ersatzschlauch dabei. Jedoch fiel mir auf, dass ich meinen Reifenheber Zuhause vergessen hatte... Nach einer halben Stunde herumhantieren mit meinem Werkzeug war der Reifen raus, den Schlauch zu tauschen war zum Glück einfacher. Danach nur noch aufpumpen und.... meine Pumpe war kaputt. Aber Moment! Ich habe ja zwei Pumpen. Die zweite war auch kaputt... Zum Glück ist an dem Punkt meine Passive geproct, immer wenn ich Pannen habe ist Hilfe nah. Das Schweizer Pärchen hatte mich wieder eingeholt und leihte mir kurz eine Pumpe, sodass die Fahrt weitergehen konnte. Ich hoffe man sieht sich nochmal wieder, ich muss den beiden definitiv was ausgeben.

Der Tunnel selbst war 7 km lang, 3 km steil bergab bis man über 200 m unter dem Meeresspiegel war, 1 km flach, 3 km steil bergauf. Danach war es zum Glück nicht mehr weit nach Honningsvag, auch wenn noch 2 weitere Tunnel auf diesem kurzen Stück lagen (einer davon nochmal 4 km lang).

Ich erreichte Honningsvag kurz nach 7, füllte meine Vorräte ein letztes Mal nach und suchte schnell nach Abendessen. Nach den letzten 3 Tagen gönnte ich mir etwas Königskrabbe, und zum Nachtisch einen Burger. Ich kann nicht genug betonen wie hungrig ich war.

Morgen geht es endlich zum Nordkap, es trennen mich nur noch 34 km vom Ziel. Es wird etwas hügelig, aber die Distanz sollte machbar sein, auch falls das Wetter nicht mitspielen sollte. Solange ich spitze Steine vermeide sollten auch die glatten Reifen hoffentlich noch dieses bisschen durchhalten.



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