Heute war wie erwartet anstrengend, aber um ehrlich zu sein noch anstrengender als erwartet.
107 km von Härnösand nach Örnsköldsvik, der Großteil davon auf der inzwischen
wieder befahrbaren E4. Hier startete das Problem. Zum ersten Mal auf der Reise
hat Google Maps zu mir gelogen, die E4 war dummerweise immernoch eine
Autobahn. Das heißt anfangs konnte ich immer wieder Umwege auf Landstraßen
machen, welche Zeit fraßen, und bei jeder Auffahrt wieder die Verbotsschilder
sehen.
Dies setzte sich so lange fort, bis ich an der *ähem* Hogakustenbron ankam
(laut Wikipedia das zweithöchste Bauwerk Schwedens und in Form und Länge
vergleichbar mit der Golden Gate Bridge). Es handelte sich hierbei natürlich
auch um eine Autobahnbrücke, und die nächste "Brücke" über die Bucht war 15 km
entfernt, was mindestens 30 km Umweg bedeutete. Das war insbesondere an einem
Tag wie heute keine Option. Da ich natürlich nicht im Traum daran denken
würde, die schwedischen Verkehrsgesetze zu brechen, blieb mir nichts anderes
übrig als kurzerhand mit dem Fahrrad auf dem Rücken durch die Bucht zu
schwimmen. Nein, Spaß beiseite, ich schloss die Augen und konzentrierte mich
so stark ich konnte, und 10 Minuten später fand ich mich plötzlich an der
nächsten Ausfahrt nach der Brücke wieder. Wie das wohl passiert ist...
Nach einem kurzen Abschnitt auf einem abgetrennten Radweg ging es wieder
zurück auf die E4, die nun endlich befahrbar war (zumindest hab ich keine
Verbotsschilder mehr sehen können). Leider gab es öfters keine Seitenstreifen,
aber meine Vorerfahrungen mit Schnellstraßen in Amerika sorgten dafür, dass
ich einen vergleichsweise kühlen Kopf bewahren konnte. Das nächste Problem
war, das wie gestern ein kleiner Berg in meinem Weg war, sodass ich ein
ordentliches Stück schieben musste.
Danach war es aber bis Örnsköldsvik relativ flach, sodass ich zumindest zum
späten Nachmittag ein paar Kilometer gutmachen konnte. Am Rande vom Zielort
gab es natürlich noch einen kleinen Regenschauer, der aber immerhin für einen
doppelten Regenbogen sorgte, lange her das ich den letzten gesehen habe.
Ich schleppte mich die letzten Kilometer zum Hotel und kam erst kurz nach 7
an. Eine schnelle Dusche später war ich mehr als bereit zu essen, laut
TripAdvisor gab es einen Top Italiener um die Ecke. Restaurant geschlossen
(permanent). Der zweite Anlaufpunkt hat ebenfalls aufgehört zu existieren.
Aber im Vorbeigehen fand ich eine Sportsbar mit live Musik, das passte auch.
Morgen geht es weiter nach Umea, planmäßig etwas länger als heute, aber
praktisch kürzer als die Umwege die ich fahren musste. Zudem geht es diesmal
erneut größtenteils über die E4, und Autobahn oder nicht, es gibt bei der
morgigen Strecke keine Ausweichroute. Tage auf Schnellstraßen sind tendenziell
weniger spaßig, also hoffen wir mal, dass sich der Verkehr (und der
Muskelkater) in Grenzen hält. Gegeben, dass ich es heute irgendwie geschafft habe, sollte es morgen auch machbar sein.
Pretty Boy
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