Es ist wieder soweit, nach unter anderem pandemiebedingten Verzögerungen bin ich wieder im Sattel und steuere zum ersten Mal seit 10 Jahren ein Ziel innerhalb Europas an. Diesmal soll es nach Nordkapp gehen, der Startpunkt ist Flensburg an der dänischen Grenze. Unter anderen Umständen wäre ich an der eigenen Haustür gestartet, aber da ich 2008 bereits von dort bis Sylt geradelt bin, fange ich jetzt ungefähr dort an wo ich damals aufgehört hab. Zusätzlich war das damals die erste Reise mit meinem Trekkingrad, welches ich bis heute benutzt habe. Nach dieser Reise wird es aber Zeit, das treue Gerät in den Ruhestand zu entlassen.
Wie komme ich nach Flensburg? Ein Inlandsflug wäre ziemlich versnobbt und
alles andere als umweltfreundlich, also fahre ich zum ersten Mal Deutsche Bahn
Langstrecke mit Fahrrad. Soweit die Theorie...
Praktisch kann man keine Bahnen mit freien Fahrradstellplätzen suchen. Also,
man kann nach Fahrradstellplätzen in Zügen suchen, aber die Vollen werden
nicht rausgefiltert. Ich dachte ich übersehen vielleicht irgendwo eine Option,
aber die Frau der DB Hotline meinte auch dass das nicht geht und hat 20
Minuten lang händisch Verbindungen durchprobiert, bis eine gefunden wurde. Die
Abfahrt hatte sich damit schonmal von gestern auf heute verschoben, und meine
Einstellung zur Bahn als Neukunde war so ziemlich im Keller.
Heute ging es zum Bahnhof, und der IC lässt mich nicht rein.
Also, er hält am falschen Ende des Gleises, macht die Türen auf und zu und
fährt sofort weiter, bevor ich überhaupt die Wagenreihung lesen konnte. Well,
shit.
Die Frau an der Information meint, es ist alles ausgebucht und ihre
Möglichkeiten sind begrenzt, ich soll aber nach Köln oder Düsseldorf fahren,
da sind größere Servicestellen wo man mir "vielleicht" helfen kann. Okay.
Ich fahre nach Düsseldorf und nutze die Zeit um mich Mal an der Hotline zu
versuchen. Nachdem ich in der Warteschleife hing wurde ich an die Abteilung
für Beschwerden mit Fahrrädern verwiesen (ich bin irgendwie überhaupt nicht
überrascht dass so eine spezifische Abteilung existiert). Dort sagt man mir,
es ist alles ausgebucht und ihre Möglichkeiten sind begrenzt, ich soll aber
nach Köln oder Düsseldorf fahren, bla bla bla Servicestelle... Falls es bei
der Beschwerdestelle für Fahrräder freie Stellen gibt, ich will diesen Job.
Ich komme in Düsseldorf an, gehe zur Servicestelle und... Es ist alles
ausgebucht und man kann mir nicht wirklich helfen.
Aber! Manchmal sind noch Plätze in den ausgebuchten ICEs frei, ich soll mich
einfachin einen reinsetzen und hoffen, dass man mich nicht herausschneidet.
Cool cool cool, die offizielle Lösung ist Schwarzfahren. Das hab ich auch der
Kontrolleurin im ICE so erklären müssen, die zwar nicht begeistert war aber
mich zumindest nicht irgendwo bei Bremen gestrandet hat.
Unterm Strich kam ich also mit einer Stunde Verspätung und einigen neuen
grauen Haaren in Flensburg an. Ich muss schon sagen, die Bahn hat mich
überzeugt, nie wieder Deutsche Bahn zu fahren. Zuvor war ich mir nicht sicher
wie ich später die Rückreise angehe, jetzt weiß ich dass ich primär nach
Flügen suche. Und falls jemand der das hier liest selbst Interesse hat durch
Skandinavien zu reisen: lernt aus meinen Fehlern. Es gibt echt günstige Flüge
nach Kopenhagen, billiger als die Bahn, schneller als die Bahn, und Last but
not Least weniger stressig als die Bahn.
Sorry, das musste raus. Ab Flensburg ging es dann tatsächlich mit dem Fahrrad
los, meine Unterkunft war ein Stück weiter nördlich, das heißt ich musste noch
eine knappe Stunde radeln und überschritt dabei direkt die dänische Grenze. Es
ging ein Stück am Flensburger Hafen, dann an Stränden entlang, schließlich
etwas landeinwärts durch gemähte Felder. Da es in dem ICE kein Essen mehr gab
(letzte Bahnnörgelei, versprochen), war ich bei meiner Ankunft ausgesprochen
hungrig. Die Unterkunft war glücklicherweise ein Restaurant mit BnB, das heißt
eine Pizza konnte dieses Problem schnell lösen.
Morgen geht es dann weiter nach Odense, hier werde ich zwischendurch eine
Fähre brauchen. Bis ich in Malmö bin werden allgemein noch einige Gewässer
durchquert werden müssen.
Jetzt ist aber schon bald Schlafenszeit, der Tag hat mich deutlich mehr
geschlaucht als ich ursprünglich angenommen hatte.
Headway
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