Wednesday, April 19, 2017

Tag 30: Von Vulkan zu Vulkan

Lied des Tages

Heute war einer von den Tagen (nach den Touren nach Fukushima und Kobe) die entspannt hätten sein sollen, aber sich doch als komplizierter als gedacht entpuppten.

Der morgen ging ganz gut los, vom Hotelfenster aus hatte ich direkt eine gute Sicht auf die Gipfel des Aso, der Himmel war klar und die Temperaturen angenehm, aber etwas kälter als man bei dem Sonnenlicht vermuten würde.



Ich habe mich nochmal ein wenig über die Struktur des Aso schlaugemacht (besser spät als nie), und wie sich herausstellt sind die Gipfel die man heute sieht eher Nachzügler, der eigentliche Vulkan war nochmal ein paar Schuhgrößen darüber. Die Serpentinen, die ich gestern herunter gefahren bin, sind die Caldera des eigentlichen Vulkans, die ganze Landschaft hier ist nicht wirklich von Bergen umringt, sondern befindet sich in einem gewaltigen Krater. Der Vulkan selbst ist als aktiv eingestuft, Rauchschwaden gab es aber heute zum Glück nicht, in den letzten paar Jahren kam es aber immer mal wieder zu kleineren Ausbrüchen, der letzte davon vor einem halben Jahr.
Mein Weg führte nach Kumamoto, um von dort eine Fähre (die allerletzte für diese Reise) nach Shimabara zu nehmen.


Glücklicherweise führt ein kleiner Fluss direkt vom Aso zum Meer, so dass ich auf der "offenen" Seite aus dem Krater herauskonnte, und der weg kurz, direk und ausschließlich bergab ging.

Soweit die Theorie.

In Wirklichkeit war die Straße am Fluss gesperrt, und natürlich war das nur sehr subtil ausgeschildert. Kleine Notiz am Rande: Die Regulierungen für Werbung an Straßen sind in Japan deutlich laxer als bei uns, alles steht voller Schilder, blinkender Anzeigetafeln und Warnleuchten, weshalb man lernt das zu ignorieren. Ein einziges schlichtes Schild (noch dazu einsprachig und ohne Symbole) geht da schnell unter. Irgendwann war die Straße also gesperrt, und ich wurde angewiesen, die letzten paar Kilometer wieder zurück zu fahren (natürlich bergauf) und die Umleitung zu nehmen. Die Umleitung, die 10 km länger war. Und anstatt den Fluss herab natürlich seitlich am Krater hochging. Das wäre alles nicht so kritisch, aber die Straßenführung in den Bergen gestern war doch recht unangenehm (weshalb ich mich auf eine Etappe am Fluss gefreut hatte), und ich hatte nunmal ein Boot zu erwischen. Ich machte mich also ans Schieben, und erlangte immerhin nochmal eine Aussicht auf die Gipfel.



Die Abfahrt war wie gewohnt steil, aber führte glücklicherweise in eine Ebene, in der die Straße wieder auf den Fluss traf, und es den Rest der Strecke (trotz gewohntem Gegenwind) in einem akzeptablen Tempo leicht bergab ging. Nach den Feldern in der Ebene erreichte ich Kumamoto, aber die Zeit zur Fähre wurde langsam knapp, und so ließ ich das Mittagessen ausfallen.
Der Fährhafen befand sich auf einer kleinen Insel vor der Stadt, und ich erreichte ihn nur wenige Minuten bevor die Fähre abfahren sollte.

Soweit die Theorie.

In Wirklicheit waren die offiziellen Fahrplände der offiziellen Website der Firma natürlich offizieller Quatsch. Diesmal war das jedoch zu meinem Vorteil, da die Fähren eine halbe Stunde später abfuhren.
Die Fähre war deutlich kleiner als die letzten paar, und die Überfahrt war mit einer Stunde auch deutlich kürzer. Dennoch war es seltsam, einmal ein Boot noch bei Tageslicht zu erreichen. Auf dem Boot selbst sah ich eine Wolke aus Möwen, die sich um ein paar ältere Leute gebildet hatte. Als ich mir das ganze aus der Nähe anschauen wollte, bekam ich direkt ein Fingerfood in die Hand und fütterte die Möwen. Ganz schön gierig, aber doch nett anzusehen, insbesondere da sie dank dem Gegenwind (wir standen noch im Hafen) praktisch vor einem in der Luft stehenblieben (und nach Futter krächzten).





In Shimabara sah man sofort Mt Unzen, einen weiteren  Vulkan, der das letzte mal in den 90ern ausbrach (und im Gegensatz zu Aso wurde hierbei die Stadt beschädigt und 43 Menschen verloren ihr Leben), und vor etwas mehr als 200 Jahren bei der schwersten vulkanischen Katastrophe Japans ca 15.000 Menschen tötete, und viele der damals weggeschleuderten Geröllbrocken sind heute kleine Inseln vor der Küste. Aber keine Sorge, hier ist momentan alles ruhig ;)

Das Hotel war diesmal nur 1 km vom Hafen entfernt, und natürlich nutzte ich (das für diese Resie wahrscheinlich letzte) vulkanische Onsen direkt aus. Essensmäßtig war ich jedoch etwas abgeschlagen (das Stadtzentrum war knapp 5 km entfernt), aber dafür befand sich ein (laut TripAdvisor) guter Inder direkt um die Ecke. Ich ging dorthin, holte mir ein gemischtes Set (nicht ganz so scharf wie ich erwartet hätte, aber sehr lecker) und unterhielt mich ein wenig mit der Co-Besitzerin des Ladens, einer Nepalesin. Für kleines Geld gab es eine gewaltige Portion Essen, und aus reiner Nettigkeit bekam ich tatsächlich eine Cola spendiert. Also ja, auch auf Kyushu sind die Menschen supernett!

Ansonsten ist erwähnenswert, dass morgen tatsächlich die letzte Etappe sein wird, das Tagesziel ist Nagasaki. Dementsprechend musste ich langsam auch Abreisevorbereitungen Treffen, und allen voran eine Pappbox für mein Fahrrad organisieren. Hierbei erklärte sich Tadashi wieder hilfsbereit, und kontaktierte für mich den einzigen größeren Fahrradladen in Nagasaki. Mit etwas Glück sollte also bereits übermorgen eine Box auf mich warten, und falls nicht... dann würde das die Situation deutlich verkomplizieren, aber es gäbe auch andere Lösungen. Und genau deshalb ist es mir wichtig, am Ende lieber einen Tag extra auf dem Zeitkonto zu haben.

So oder so, wir befinden uns auf der Zielgeraden!

Und hier noch ein Video (Gestern Schweinchen, heute Möwen, Japan ist plötzlich mein Streichelzoo):

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