Friday, April 21, 2017

Tag 32: Kreuz und Quer

Lied des Tages

Heute war ein deutlich vollgepackterer Tag, als ich ursprünglich angenommen hätte, es hat aber alles irgendwie geklappt. Selbst wenn ich versuche ein normaler Tourist zu sein, passieren doch immer wieder seltsame Dinge.

Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es zunächst direkt zum Fahrradladen (welcher um 10:00 öffnete). Das Wetter war wieder bedeckt, aber hell, und die Fahrt war mit 3,5 km vobei, bevor es überhaupt losging. Ich muss schon sagen, ohne das ganze Gepäck habe ich doch ein ganz anderes Fahrgefühl. Klar, Beschleunigen ist jetzt deutlich leichter, aber ohne die Schwungmasse ist die Geschwindigkeit schnell wieder weg, mal davon abgesehen dass ich immernoch so fahre, als ob ich zwei vollgepackte Radtaschen aufgeschnallt habe, und dementsprechend viel zu viel Abstand zu Hindernissen halte.
Im Fahrradladen gaben sie mir die größte Box die sie hatten. Die war bedauerlicherweise nur gefühlt halb so groß wie die, mit der ich gekommen war. Aber letztendlich war es die größte Box der Stadt, und da Nagasaki auch die größte Stadt in einem beträchtlichen Umfeld war, hatte ich nicht wirklich Alternativen. Ich machte mich also ans Schrauben, und siehe da: wenn man beide Reifen, den Gepäckträger und die Schutzbleche abmontiert (und ein paar Teile bedrohlich verbiegt) dann geht es also doch. Hoffen wir mal dass das gute Stück auch fahrtüchtig wieder zuhause ankommt.
Danach ging es per Taxi zurück zum Hotel, und ich konnte den Rest des Tages planen. Ein Punkt auf der Liste war die verlassene Insel Gunkanjima, und die nächste (und letzte) Bootstour des Tages ging um 13:15. Ich machte mich also strammen Schrittes auf zum Pier, wo ich kurz vor 1 ankam. Man fragte mich ob ich reserviert hatte (hatte ich nicht), denn alle Plätze waren besetzt. Ich fragte, ob man für morgen reservieren kann; nein, auch alles voll. Danach wurde aber nochmal gecheckt, und tatsächlich gab es doch noch einen freien Platz. Das Glück ist mit den Dummen!






 Dieser grüne Kran ist über 110 Jahre alt und noch immer in Betrieb!


 Eine der größten Werften der Welt. Wie groß? Das Mitsubishi-Logo auf dem Kran ist so groß wie ein Tennisplatz.


 Die Insel selbst war sehr faszinierend, wobei ich generell ein Interessa an Ruinen habe. Um jetzt nicht die ganze Führung oder irgendwelche Wikipedia-Einträge zu zitieren fasse ich mich mal kurz: Die Insel Hashima war Ursprünlich eigentlich nur ein großer Felsbrocken ein paar Kilometer vor der Küste Nagasakis, bis dort Kohle gefunden wurde. Als Resultat entstanden, insbesondere vor etwas über 100 Jahren, nach und nach Minen, und die Insel selbst wurde künstlich ums dreifache vergrößert. Durch die so entstanndene Form bekam die Insel ihren Spitznamen Gunkanjima (oder Schlachtschiffinsel). Die Insel hatte tatsächlich eine ziemlich ausgebaute Infrastruktur, mit eigenem Krankenhaus, Schulen etc, zusätzlich zu den Minen. Mit über 5000 Einwohnern auf knapp über 6 Hektar war die Insel die am dichtesten bewohnte Fläche der Welt. Das ist eine extrem seltsame Vorstellung, nicht irgendein üppiger Fleck Erde, sondern ein buchstäblich karger, regelmäßig von Taifunen durchgepeitschter Felsbrocken mitten im Meer wieß die meisten Menschen pro km² auf.
Und dann brach die Kohleindustrie zusammen, und die Minen wurden in den 70ern geschlossen. Danach lag die Insel 30 Jahre lang unbewohnt brach, bis sie durch erneutes Interessen vor kurzem zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Die Tour ging einmal mit dem Boot um die Insel herum, danach ging es zu Fuß durch die industrielle Hälfte. Leider wurden alle Gebäude hier offiziell demoliert, daher gab es nicht zu viel zu sehen, außer natürlich die noch stehenden Ruinen der Wohnblocks auf der residentiellen Hälfte der Insel. Wegen Einsturzgefahr gab es hier jedoch leider keinen Zutritt.






 Der Name "Schlachtschiff-Insel" ist ziemlich nachvollziehbar




















Zurück in Nagasaki ging ich noch kurz in den Glover Garden, ein Areal in der Nähe der Werften, wo die Gärten und Residenzen von frühen Großindustriellen des späten 19. Jahrhunderts bis heute stehen. Ein sehr entspannter Ort, wenn auch doch etwas zu gepflegt um richtig natürlich zu wirken. Vor der Residenz an der Spitze war ein Teich voller Koikarpfen, und auf einem Stein darin saßen eine Schildkröte und eine Taube nebeneinander und sonnten sich.









Im Park selbst war ein kleines Cafè, in dem ich Castella Cake, eine Spezialität aus Nagasaki, testete (ein wenig wie Marmorkuchen ohne Schoko, aber Luftiger, definitiv ziemlich lecker).



Nachdem ich den restlichen Park erkundet hatte, kehrte ich nochmal an den Teich zurück (der Ausgang war hier in der Nähe), doch es gab ein kleines Problem. Die Taube war nicht mehr auf dem Stein, sondern strampelte recht hilflos im Wasser.


Ich schaffte es, das arme Ding in Ufernähe herauszufischen, aber die Taube war klitschnass und hatte Mühe, sich zu bewegen. Nach ein paar Minuten konnte sie aber wieder stehen, und plusterte sich auf.





Auch wenn die Taube nicht von meiner Hand runter wollte, konnte ich leider nicht wirklich mehr tun, da der Park inzwischen dicht machte und ich (und ein paar andere Gäste aus Korea und den Vereinigten Staaten, die das ganze beobachtet hatten) wurden von Wachmännern herausgeleitet.
Vor dem Park gab es aber eine Ansammlung von Katzen, die von einem Mann gefüttert wurden. Die Stubentiger waren allesamt handzahm, und das nutzte ich natürlich aus.






Die beiden Koreanerinnen hatten einige Bilder von der ganzen Geschichte gemacht, und stellten sie mir netterweise zur Verfügung. Inzwischen wurde es langsam dunkel, und ich kehrte zum Hotel zurück. Nach einem Gespräch mit der Rezeptionistin (das Thema: Gummibärchen) wurde mir für morgen ein Süßwarenladen empfohlen, ich bin mal gespannt. Außerdem ist hier anscheinend momentan ein Fest im Gange, und morgen abend gibt es wohl Konzerte und Feuerwerk, definitiv nicht schlecht um meinen letzten Tag in Nagasaki ausklingen zu lassen.
Aber jetzt ist es schon wieder überraschend spät, und auch wenn ich gerne ausschlafen würde, möchte ich das Frühstück morgen doch lieber nicht verpennen.

Hier noch ein Video (mit Unterwasseraufnahmen):



Bonustrack

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